Amazon versucht es mit E-Book-Reader

Amazon bringt am 19. November den E-Book-Reader ‘Kindle’ auf den Markt.

Das Gerät enthält eine WLAN-Funktion, die den Zugriff auf den Amazon-Shop auch von unterwegs ermöglichen soll und damit den PC als Download-Quelle umgeht. In den USA soll ‘Kindle’ zum Preis von 399 Dollar erhältlich sein. 

Neben dem Lesen von digitalen Büchern ermöglicht Kindle auch das Hören von Audiobüchern und den Empfang und das Verschicken von E-Mails. Weitere PDA-Funktionen wie Kalender oder Adressbuch sind nicht vorgesehen. Allerdings verzichtet Amazon bei seiner E-Book-Hardware auf ein Hintergrundlicht. Im Dunklen muss der Nutzer auf ein Leselicht mit schwenkbarem Arm zurückgreifen.

Amazon will mit dem Kindle vor allem mobile Menschen und Geschäftsreisende erreichen. Für diese Zielgruppe ist eine Download-Funktion für die elektronischen Ausgaben von Zeitungen wie die New York Times oder das Wall Street Journal eingebaut. Insgesamt seien Verträge mit 50 bis 100 Zeitungsverlagen getroffen worden.

Gerüchte über den Kindle-Launch sind bereits seit einem Jahr im Umlauf. Eigentlich sollte das Gerät im Oktober auf den Markt kommen. Im Internet kursieren seit einigen Monaten sogar Bilder des E-Book-Readers.

Für die Verzögerungen haben Experten Probleme bei der Energieversorgung verantwortlich gemacht. Darüber hinaus soll es schwierig gewesen sein, genug Content-Anbieter für die E-Book-Idee zu begeistern. Amazon will für sein Gerät den größten E-Book-Katalog anbieten, der derzeit auf dem Markt zu haben ist.

Marktbeobachter äußerten sich bereits kritisch über das verwendete Format, das von der Amazon-E-Book-Tochter Mobipocket stammt. Bereits vor einem Jahr hatte der Konzern in Erwartung des neuen E-Book-Readers allgemein gängige Formate wie PDF aus seinem E-Book-Sortiment genommen.

Größter Vorteil des Onlinehändlers im Kampf um die Vormachtstellung auf dem E-Book-Markt sind nach Experten-Meinung das riesige Depot und die umfangreiche Kundenbasis. “Die Hardware ist nicht unbedingt das Entscheidende. Wichtiger sind die Liefermechanismen für die Inhalte”, so Richard Shim, Analyst bei IDC.

Inwieweit der Vorstoß des E-Commerce-Riesen dem Gebrauch des E-Books zum Aufschwung verhelfen kann ist aber fraglich. “In Deutschland hat sich das E-Book still und leise etabliert, allerdings eher als Buch-Download für den PC”, sagte Werner-Christian Guggemos, Geschäftsführer de E-Book-Händlers Ciando.

Gefragt sei vor allem Fach- und Sachliteratur, Unterhaltung werde kaum verkauft. Im Jahr 2005 verbuchte das Unternehmen rund 500.000 Downloads. “Die Nachfrage wächst jährlich um 40 bis 50 Prozent”, so Guggemos.