Langsame Fortbildung bremst E-Government aus

Damit beim E-Government nicht mehr die Bürger, sondern die Daten laufen, muss die öffentliche Hand tief in die Prozesskiste greifen. Doch Technik ist dabei nicht alles.

Parallel müssen die zuständigen Mitarbeiter bei Bund, Ländern und Gemeinden sich weiterbilden können. Die Bereitschaft ist da, so die Einschätzung von Bildungsanbietern, aber knappe Budgets verhindern eine wirklich umfassende Qualifizierung.

Die Zahlen der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (Baköv) sprechen für sich. Im Jahr 2003 nahmen 900 Personen an Weiterbildungsangeboten im Bereich E-Government teil, 2004 waren es 600, 2005 800 und im vergangenen Jahr 1400. “Diese Veranstaltungen richten sich vor allem an Führungskräfte, Organisatoren und Projektmanager”, sagt Udo Heyder, Leiter der Lehrgruppe ‘Informationstechnik’, in der neben IT-Themen auch das E-Government angesiedelt ist.

“Die Zahlen beziehen sich auf Weiterbildungen, in denen es ausschließlich ums E-Government ging”, stellt Heyder klar. Die Baköv ist Teil des Bundesinnenministeriums und für die ressortübergreifende Weiterbildung von 300.000 Bediensteten des Bundes zuständig. E-Government ist nur eines von vielen Themen, das die Akademie anbietet.

Umstellung der Prozesse

Hier in Brühl erfahren die Teilnehmer der E-Government-Veranstaltungen mehr über Dinge wie elektronische Akten, IT-Wirtschaftlichkeit oder Vorgehensmodelle; daneben lernen sie interessante Pilotprojekte kennen und erfahren mehr über Forschungs- und Laborergebnisse, die die Elektronisierung der öffentlichen Verwaltung vorantreiben sollen. “Im IT-Bereich beobachten wir unter den betroffenen Mitarbeitern einen ungeheuer starken Drang zur Fortbildung”, sagt Heyder. Ein Drittel der Teilnehmer tauche jedes Jahr in einer Weiterbildungsveranstaltung auf.

Die Modernisierung der Verwaltung und die Umstellung von Prozessen auf softwaregestützte Verfahren, seit vergangenem Herbst als ‘E-Government 2.0’ ausgelobt, sind in Deutschland in vollem Gange. Die Bundesbehörden hatten in den vergangenen Jahren hierbei eine Vorreiterrolle übernommen, nachdem der damalige Innenminister Otto Schily das Projekt ‘Bund Online 2005’ ausgerufen hatte: Die angestrebte Zahl von 376 Dienstleistungen, die bis Ende 2005 online gehen sollten, wurde sogar übertroffen.

Allerdings tun sich die Bundesbehörden hierbei auch etwas leichter als Länder und Kommunen, da es sich meist um Verwaltungsvorgänge handelt, die zwischen Behörden ablaufen. Bürger oder Unternehmen sind dabei außen vor – auf Landes- oder kommunaler Ebene kommt dies deutlich seltener vor.

Personalentwicklung als Stiefkind

“Die Diskussion in Sachen E-Government ist in den vergangenen Jahren durch Themen wie Archivieren oder organisatorische Fragen geprägt gewesen”, hat Rainer Ullrich, Geschäftsführer des Kölner Beratungsunternehmens Infora, beobachtet.

Ullrich ist selbst Referent bei Weiterbildungen der öffentlichen Hand und hat somit hinsichtlich des Standes der Angebote einen Eindruck aus erster Hand: “Obwohl es eine Binsenweisheit ist, dass sich Effizienzsteigerungen nur mit gut qualifizierten Arbeitskräften schnell erreichen lassen, sind Qualifikations- und Personalentwicklungskonzepte immer noch die ‘Stiefkinder’ der E-Government-Strategien”, kritisiert er.