Internet-Backbone: Betreiber zerstritten, Kunden in Gefahr

Cogent, ein Betreiber eines glasfaserbasierten Internet-Backbone auf Tier1-Ebene für IP-Datenverkehr, hat Schwierigkeiten mit seinem Partner, Level 3.

Cogent, ein Betreiber eines glasfaserbasierten Internet-Backbone auf Tier1-Ebene für IP-Datenverkehr, hat Schwierigkeiten mit seinem Partner. Level 3, ebenfalls Backbone-Betreiber, und zwar einer der größten, hat die Vereinbarungen über Zusammenarbeit gekündigt. Das könnte für die Kunden der jeweiligen Betreiber böse Konsequenzen haben.

“Cogent wird die Kunden nicht im Stich lassen”, heißt es aus Unternehmenskreisen bei Cogent. Bei Level 3 ist zur Stunde niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Am Mittwoch, so viel ist bekannt, beschnitt Level 3 die Peering-Verbindungen zu Cogent-Infrastruktur und -Diensten. Darunter versteht man Verträge zur Interoperabilität, die beispielsweise Dienste beinhalten können, oder einfach nur das so genannte Wegerecht über die Leitungen eines Rivalen, wo kein eigenes Netzteilstück vorhanden ist. Es ist durchaus üblich, dass dabei – bei gleich großen Betreibern – kein Geld den Besitzer wechselt, sondern die Vereinbarung zum beiderseitigen Vorteil abgeschlossen wird. Bei den beiden Streithähnen muss allerdings Geld geflossen sein.

Der Grund für die Auseinandersetzungen ist schließlich nach ersten Aussagen der Level 3 Firmenzentrale, dass sich die Zusammenarbeit für die Firma mit dem – laut Level 3 etwas kleineren – Netzbetreiber Cogent finanziell nicht mehr rentiert habe. Der Betreiber will auf dem Standpunkt beharren und verzichtet lieber auf die Kunden in den Cogent-Netzen, als die Leitungsverbindungen wieder frei zu schalten. Außerdem heißt es, die Kunden hätten durch die überraschende Abschaltung der Peering-Verbindungen keine Probleme zu erwarten.

Cogent-CEO Dave Schaffer sieht das anders und will die Level-3-Kunden binden. Auch er ist nicht bereit, zu zahlen, weil er der Ansicht ist, dass die beschriebene Art von Gentleman’s Agreement unter gleich großen Betreibern gelte. Aber er möchte das Problem aus der Welt schaffen und gleichzeitig die Kunden an sich binden, die nun Probleme haben könnten. Sie erhalten Vorteile beim Wechsel.

US-Medien zitieren erste Kunden, die langsamer oder gar nicht mehr bestimmte Remote-Funktionen bei Server- und Website-Pflege ausführen können – weil sie als Cogent-Kunden offenbar die physischen Infrastrukturen von Level 3 nutzten. Doch dürfte sich das Problem dank der Tatsache, dass die meisten Internet Service Provider, Großkunden und Bandbreitenhändler mehrere Verbindungen im Internet haben, stark eingrenzen lassen. Cogent bietet dennoch allen Kunden, die wegen der Abschaltung Cogent-Sites nicht erreichen können, freien Internetzugang für ein volles Jahr. In der Vergangenheit hat eine ähnliche Querele zwischen Cable&Wireless und Psinet – heute ein Teil des Infrastrukturbesitzers Interoute – einen Teil des Internets lahmgelegt. Das soll bei diesem Fall nicht passieren, dafür wollen beide Firmen sorgen.