Deutschland: Land ohne High-Tech-Gründer

Zwei Doktoren, eine Diagnose. Während gebetsmühlenartig davon die Rede ist, dass Innovationen die Zukunft des rohstoffarmen Deutschlands seien, gehen dem Land die High-Tech-Gründer aus. Das sagen der Deutsche Industrie- und Handelskammertag DIHK und Fraunhofer Venture.

Aus dem aktuellen DIHK Gründerreport 2010 geht zwar hervor, dass zum ersten Mal seit vier Jahren deutlich mehr Menschen eine eigene Firma errichten wollen. Die Studie basiert auf den Berichten der Existenzgründungsberater in den 80 deutschen Industrie- und Handelskammern (IHKs). Demnach ist die Zahl der Gespräche mit Existenzgründern im Krisenjahr 2009 um 14 Prozent auf insgesamt 363.501 gestiegen.

Hintergrund war jedoch oft eine drohende oder bestehende Arbeitslosigkeit. So streben sechs von zehn Gründern vornehmlich einen Ausweg aus der Erwerbslosigkeit an. “Pioniergeist stand zumeist nicht Pate bei den Existenzgründungen”, sagt DIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Wansleben.

Dr. Martin Wansleben
Dr. Martin Wansleben
Foto: DIHK

Auch die Gründungsbranchen waren “eher problematisch”. Mehr als zwei von drei Gründern wollten im Dienstleistungssektor starten. Jeder siebente Teilnehmer einer IHK-Beratung wollte sich im Gastgewerbe selbstständig machen. Wansleben: “Arbeitslose bringen zumeist nur wenig eigenes Kapital mit und streben daher eine Selbstständigkeit in Branchen an, in denen eine Kleingründung möglich ist.” Zudem ließ die Qualität der Geschäftskonzepte zu wünschen übrig.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Gerade Arbeitslose begeben sich oft übereilt in das Abenteuer Selbstständigkeit. “Zwei Drittel der arbeitslosen Gründer können die Vorzüge ihrer Idee gegenüber Konkurrenzangeboten nicht hinreichend erklären.” Die eher unternehmerisch motivierten Interessenten seien meist besser vorbereitet.

Und: Nur sechs Prozent der Gründungsinteressierten wollten sich 2009 in High-Tech-Branchen selbstständig machen, das entspricht einem Rückgang von 21 Prozent gegenüber 2006. Im Report werden dafür vor allem zwei Gründe genannt: der hohe Bedarf an Startkapital wegen langer Vorlaufzeiten und des großen Aufwandes für Forschung und Entwicklung sowie das hohe Risiko, am Markt zu scheitern.

Das sei bedauerlich, denn gerade Gründungen in der ITK oder Medizintechnik schafften Impulse für Wachstum und Beschäftigung, sagte Wansleben. “Im ersten Geschäftsjahr schaffen High-Tech-Unternehmen vier bis sechs Arbeitsplätze – und damit doppelt so viel wie der Durchschnitt der Gründungen.”