Wo ist Léo Apotheker?

Seit einigen Wochen lässt Oracle nach dem Verbleib des frisch berufenen HP-CEOs Léo Apotheker fahnden, um ihn vor Gericht zu befragen, heißt es von Oracle; HP sieht hingegen darin den Versuch, ihn und seinen neuen Arbeitgeber zu diskreditieren.

HP-CEO Léo Apotheker. Quelle: CBS Interactive
HP-CEO Léo Apotheker. Quelle: CBS Interactive

Oracle hat noch immer großes Interesse an der Aussage Apothekers in der gerichtlichen Auseinandersetzung mit SAP um die ehemalige Tochter TomorrowNow. Doch von Apotheker fehlt jede Spur. Er ist abgetaucht und niemand scheint zu wissen, oder will es öffentlich machen, wo sich Apotheker aufhält.

Anders als zuvor kolportiert, habe aber Oracle keine Privatdetektive angeheuert, um dem HP-CEO eine Vorladung zu einem Gerichtstermin zuzustellen. Wie das Wall Street mit Berufung auf informierte Kreise berichtet, soll es sich dabei um ganz reguläre Prozess-Diener handeln. Das sind Beamte, die in den USA die Vorladungen zustellen.

Das Bundesgesetz legt fest, dass diese Beamten nicht außerhalb eines Radius von 100 US-Meilen um den Verhandlungsort nach Apotheker fahnden dürfen. Wenn sich jetzt Apotheker außerhalb dieses Radius befindet, dann können die so genannten ‘Process Servers’ ihn dort auch nicht suchen. Damit macht das Gericht aber auch deutlich, dass der Zeugenaussage Apothekers nur geringes Gewicht beigemessen wird. Schließlich ist es Oracle und nicht das Gericht, das die Vorladung ausgesprochen hat.

HP sieht in der Vorladung Apothekers ohnehin nur den Versuch, den neuen CEO sowie HP in Verruf zu bringen. “Oracle hatte viele Möglichkeiten, Leo während seiner eidesstattlichen Aussage im Prozess im Oktober 2008 zu befragen”, erklärte ein HP-Sprecher. “Oracle hatte jedoch bis zu dem Zeitpunkt, an dem Apotheker zum CEO von HP berufen wurde, kein Interesse gezeigt, ihn als Zeugen zu befragen.

Aufgrund der eingeschränkten Kenntnis Apothekers und dem Bestreben Oracles, ihn in letzter Minute vor Gericht zur Aussage zu bringen, sei diese so genannte Subpoena “nichts weiter als der Versuch, ihn zu belästigen, ihn von seinen Pflichten und Verantwortungen als HP-CEO abzuhalten”, so der HP-Sprecher weiter.

Das sieht Oracle anders: “Wegen seiner Rolle, glauben wir, dass es wichtig ist, dass die Jury ihn befragen kann. Aber offenbar wiegt die Peinlichkeit, einen Prozess zu vermeiden mehr als die Peinlichkeit, eine Aussage zu machen. Wir versuchen daher jetzt als auch weiterhin, ihn vorzuladen”, so der Oracle-Anwalt David Boies.

Seit Montag ist Apotheker in Amt und Würden bei HP. Jedoch ist er bislang auf dem HP-Campus und im Hauptquartier des Unternehmens nicht gesehen worden. Offenbar hat man sich bei HP auch geweigert, die Vorladung zuzustellen.