Ignoranz lässt Fusionen scheitern

Wenn Fusionen scheitern, liegt es sehr oft an inkompatibler Software. Noch häufiger aber werden weiche Faktoren wie Unwissenheit, fehlende Informationen, Desinteresse und betrügerische Aktivitäten in der Buchführung genannt, wenn es darum geht, die Hindernisse und Fehler zu benennen.

Firmenfusionen und Unternehmensübernahmen werden oft als Gewinn für beide Seiten präsentiert, dennoch erreichen die meisten dieser Projekte nicht die angestrebten Ziele. Der Softwarespezialist Agresso betonte jetzt, dass vor allem Software-Integrationsfragen und mangelnde Flexibilität der Lösungen schuld seien. Aber auch andere Faktoren lassen Fusionen scheitern.

Der Übernahme-Hype erreichte demnach im Jahr 2007 einen neuen Rekord: Der Gesamtwert überstieg 4,83 Billionen US-Dollar weltweit. Das stellt im Vergleich mit dem Vorjahr einen Anstieg von 27 Prozent dar, so die Marktforscher von Dealogic. Die Erfolgsquote ist dabei allerdings sehr dürftig. So zeigt zum Beispiel eine Studie der Hay Group aus dem Jahr 2007, dass mehr als 90 Prozent der Firmenfusionen und Akquisitionen in Europa ihre geplanten Ziele verfehlen.

Zu den bekannten Gründen gehören sicherlich aufeinander stoßende Kulturen, schlechtes Management oder eine fehlerhafte Strategie, hieß es von Agresso. Aber Ignoranz gegenüber den Auswirkungen auf die Anwendungslandschaft nimmt als Fehler zu. In einer kürzlich veröffentlichten Studie gaben demnach weltweit mehr als 75 Prozent der Manager zu, dass sie bei strategischen Entscheidungen selten operative Auswirkungen auf Unternehmensapplikationen berücksichtigen. Wer auch danach noch den augenfälligen Integrationsfragen gegenüber blind bleibt, hat bald mit folgenden Fragen zu kämpfen:

Die Informationen fehlen. Durch verschiedene ERP- und Business Intelligence-Systeme kann die Performance verschiedener Geschäftsbereiche nur sehr schlecht verglichen werden. Das erschwert die Bereitstellung von Managementinformationen. Zum zweiten tritt ein Mangel an Synergien auf. Da Prozesse und Fachabteilungen nicht effektiv miteinander verzahnt werden können, bleiben zu erwartende Vorteile natürlich aus.

Dem müssen alle Beteiligten mit höherem Arbeitsaufwand begegnen. So lange die IT-Systeme nicht hundertprozentig ihre Pflicht erfüllen, müssen noch viele Aufgaben manuell erledigt werden. Und schließlich öffnet all dies dem Betrug und der Versuchung der “kreativen Buchführung” Tür und Tor. Ohne exakte Kontrollen ist es schließlich einfacher, Daten zu manipulieren, um beispielsweise die Earn-Out-Kriterien zu erfüllen. Wegen all dieser Probleme sollten Unternehmen die Zeit nach der Fusion unbedingt in ihre Planung aufnehmen.