IBM kauft Gluecode oder: Websphere für jedermann

Mit dem neuesten Zukauf stärkt Big Blue sein Middelware-Portfolio und verfolgt eine klare Linie: Applikationsserver werden zur Standardausrüstung.

Schlucken und geschluckt werden gehört im IT-Business inzwischen zum Alltag – die Meldung jedoch, dass IBM den Open-Source-Spezialisten Gluecode gekauft hat, lässt Branchenbeobachter und Analysten aufhorchen. Denn mit der Übernahme verfolgt Big Blue ein eindeutiges Programm. “Dieser Deal könnte immense Auswirkungen auf den Markt für Applikationsserver haben, da IBM erzwingen will, dass dieser Bereich zur Massenware wird”, so Ovum-Analyst Gary Barnett.

Durch die Übernahme gewinnt IBM auch einige der Top-Entwickler des Geronimo-Projekts der Apache Foundation, das sich der Entwicklung eines Web-Applikationsservers verschrieben hat. Die Applikations-Infrastruktur von Gluecode basiert auf Gironimo.

Auch deshalb gehen Marktbeobachter davon aus, dass der Deal JBoss, führender Hersteller von Open-Source-Applikationsservern, unter Druck setzen könnte. Außerdem könnte Novell gezwungen sein, sich stärker als bisher an JBoss zu binden. “Wir nehmen das sehr ernst”, so Bob Bickel, Vice President für Strategie und Unternehmensentwicklung bei JBoss, gegenüber US-Medien. “Die Frage ist, ob IBM auf die Strategie setzt, die Kunden zuerst mit Geronimo zu ködern und dann zum Wechsel auf Websphere zu ermutigen. Oder es wird ein alleinstehendes Produkt sein, das – ähnlich wie unseres – vom Lowend bis zum Highend gleich funktioniert.”

Tatsächlich hat Big Blue bereits klare Vorstellungen davon, wie es weiter gehen soll. Geplant ist, die Gluecode-Technologie als eine kostengünstige Alternative für Unternehmen anzubieten, die an den teureren Websphere-Lösungen von IBM nicht interessiert sind. Kleinere Kunden könnten so beispielsweise mit Gluecode starten und später möglicherweise auf Websphere aufrüsten, so die Vorstellung von Big Blue.

“IBM sieht einen wachsenden Bedarf für ein breites Angebot an Middleware, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen und für die Abteilungsebene”, so der zuständige Manager bei IBM, Robert LeBlanc in einer offiziellen Mitteilung. “Mit der Gluecode-Akquisition ermöglichen wir es Kunden, kostengünstig in die Open-Source-Technologie einzusteigen, Anwendungen schnell zu entwickeln und einzusetzen, und wenn das Geschäft ausgeweitet werden muss, ist dann ein Umstieg auf Websphere möglich.”