R&D Services – ein jungfräulicher Markt?

R&D Services haben in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen – nicht nur weil indische IT-Dienstleister den Bereich als Wachstumspfad in Europa für sich entdeckt haben. Was steckt wirklich in diesem Markt und welche Chancen bietet er?

Die Automobilindustrie gibt das meiste Geld für Entwicklung aus. Allerdings ist es auch eine schwierige Branche, da die meisten europäischen Hersteller ebenfalls ihre Kosten zurückfahren und den Druck auf ihre Zulieferer erhöhen, mit dem Ziel, ihre Preise um 2 bis 3 Prozent pro Jahr zu senken.

Wie groß ist der Markt?

Die 1000 Unternehmen, die am meisten für R&D Services in Europa ausgeben, investieren zusammen rund 100 Milliarden Euro pro Jahr. Auf externe R&D Services entfallen etwa 13 Milliarden Euro. Dabei klammern wir bei dieser Berechnung die Pharmaindustrie aus. Obwohl sie ein Riesenpotenzial hat, können die meisten Dienstleister mit einem IT-Hintergrund in diesem Markt kaum Fuß fassen.

Frankreich hat ein Marktvolumen von 4 Milliarden Euro, Deutschland etwa 5,5 Milliarden, das Vereinigte Königreich (UK) rund 1 Milliarde. Allerdings hätte UK ein viel größeres Volumen (3 Milliarden), wenn man die Pharmaindustrie hinzurechnen würde.

Die Unterschiede zwischen den drei Ländern liegen nicht nur in der Größe, sondern auch in den Kaufgewohnheiten. Deutsche Firmen kaufen R&D Services in der Regel von einem Spezialisten mit einschlägiger Erfahrung in einer bestimmten Branche oder bei einem Hersteller, der auch eine Entwicklungsabteilung hat. Französische Unternehmen sind inzwischen dazu übergegangen, branchenübergreifende Angebote, oft durch befristeten Einsatz externer Spezialisten (‚bodyshopping’) zu nutzen.

Zu den größten Anbietern gehören Altran Technologies, Pininfarina, EDAG, Assystem, TietoEnator und Alten. Durch die starke Konvergenz zwischen R&D und IT-Dienstleistung haben bereits eine Reihe von Anbietern mit IT-Stallgeruch Zugang zu diesem Markt gefunden. Dazu gehören Atos Origin, Capgemini, IBM sowie die indischen Anbieter TCS, Wipro und HCL Technologies.

Indische Player konzentrieren sich derweil auf Embedded Systems, Echtzeitanwendungen und IT-Hardware. Zu den oben genannten Firmen kommt eine Reihe kleinerer Anbieter mit einem Jahresumsatz von weniger als 100 Millionen Euro. Die indischen Unternehmen stoßen allerdings immer mehr auch in Branchen wie Telekommunikation vor, und wir räumen ihnen darin gute Chancen ein.

Bis dato ist UK führend im Offshore IT Outsourcing in Europa, jedoch wird das meiste Geld für R&D in Europa außerhalb des Vereinigten Königreichs ausgegeben. Dadurch bekommen indische Outsourcer eine neue Chance in Kontinental-Europa. Wir glauben, dass bei Unternehmen im europäischen Festland das Offshoring-Angebot auf der Agenda steht. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass es die verarbeitende Industrie war, die schon sehr früh billigere Produktionsstandorte außerhalb Europas für sich entdeckte.