IBM fordert SOA auch für KMU

Interview mit Gerold Gutti, Leiter IBM PLM Deutschland, und Dr. Jens Erb, Technical Account Manager IBM und verantwortlich für das Thema ‘PLM SOA’.

silicon.de: Im Falle der Werft scheint es funktioniert zu haben. Aber mal ehrlich: Wie viele SOA-Projekte schlagen bei Ihnen fehl?

Gutti: Das kann ich nicht beantworten. Wir nehmen schon für uns in Anspruch, dass wir die Projekte erfolgreich abschließen. Wir haben da mal eine Erhebungen bei den von uns durchgeführten SOA-Projekten gemacht. Das müssen über 30 Projekte gewesen sein. Im Nachhinein haben 100 Prozent erklärt, dass sich ihre Flexibilität verbessert hat. Zusätzlich wurden Kosteneinsparungen erzielt. Ich kann nicht sehen, was da fehlgeschlagen wäre.

silicon.de: Das freut mich sehr für Sie, aber Burton greift seine Zahlen ja auch nicht aus der Luft. Können Sie andere Referenzkunden als die Meyer-Werft vorweisen?

Erb: Gegenwärtig ist kein Projekt vergleichbar mit dem der Meyer-Werft. Wir veröffentlichen nur Informationen zu Kunden, mit denen wir das entsprechend vereinbart haben. Aber wir arbeiten an vielen Projekten, und SOA ist nicht gleich SOA. Die Projekte sind einzeln aus den Kundenanforderungen abgeleitet und deshalb zum großen Teil sehr unterschiedlich. Was nichts daran ändert, dass wir das natürlich immer auf die gleiche Architektur zurückführen.

silicon.de: Welche Kunden haben Sie eigentlich am liebsten? Was ist denn so ein typischer Kunde, den Sie gerne hätten?

Erb: Das sind zuallererst die Kunden, die eine klare Vision haben, was sie erreichen möchten. Die dann mit uns besprechen, in welcher Form wir sie dabei unterstützen können. Und das sind, gerade aus PLM-Sicht, im Vergleich zur Vergangenheit nicht mehr nur die Fertigungskunden. Wir sprechen gegenwärtig mit den angestammten Industrien, mit der Automobilfertigung, dem Maschinenbau, der Luft- und Raumfahrt, aber auch zunehmend mit Banken und Medienunternehmen sowie mit Energieversorgern. Wir zielen auf jedes Unternehmen, das ein Produkt auf den Markt bringt und für sich erkannt hat, dass es darum geht, nicht nur das Produkt, sondern auch das Geschäftsmodell immer wieder neu zu erfinden. Das sind unsere liebsten Kunden.

silicon.de: Ab wie vielen Mitarbeitern lohnt sich Ihrer Meinung nach der Einsatz von SOA?

Gutti: Das kann ab einem Mitarbeiter sein. Wenn Sie sich unsere Mittelstandslösung anschauen – Stichwort ist hier IBM Express Lösung – das sind speziell auf die kleinsten Kunden zugeschnittene Pakete für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche. Darauf begründet sich unser Anspruch, auch den Ein-Mann-Betrieb bedienen zu können – und das geht dann bis hinauf zum Integrated Global Account.

silicon.de: SOA für ein Ein-Mann-Unternehmen? Ist das Ihr Ernst?

Gutti: Ich habe mich jetzt nicht nur auf SOA bezogen. Nichtsdestotrotz muss man auch das Ein-Mann-Unternehmen als Teil des Ökosystems sehen, das an das große Unternehmen angebunden ist. Sicherlich ist die Einführung umfassender Enterprise Services für ein kleines Unternehmen ein übertriebener Ansatz. Aber einige Komponenten einer SOA, zum Beispiel ein Portal, mit dem man auf die Daten einen Partners zugreifen kann, machen sicherlich Sinn.

silicon.de: Würde es da nicht eine altmodische Schnittstelle auch tun? Muss man da einen Webservice einführen?

Erb: SOA ist aus unserer Sicht nicht gleich Webservice. Natürlich sind Webservices eine wichtige Komponente der SOA. Das Portal bietet über Webservices Zugriff auf die ESB (Enterprise Service Bus)-Schicht zum Beispiel im kooperierenden OEM. Wenn man das standardisiert, kann der selbe Service inhouse beim Partner und auch zum Externen hin eingesetzt werden. Der kann über die gleiche Infrastruktur angebunden werden. Das heißt, er hat dann auch ein Stückchen SOA bei sich.

silicon.de: Neben Flexibilität und Kostenreduktion ist es also vor allem eine Standardisierung, die mittels einer SOA ins Haus kommt. Korrekt?

Gutti: Standardisierung im Sinne einer gemeinsamen Sprache ist eine wesentliche Komponente. Flexibilität, Kosteneinsparung, Standardisierung, das wären die wesentlichen Punkte, ja.