Peoplesoft-Übernahme: Oracle legt bei den Kunden nach

Die Öffentlichkeit und die Kunden sind die entscheidenden Faktoren bei diesem Streit. Die Kartellrichter gelten manchmal als zahnlose Tiger

Der SAP-Konkurrent und US-Softwarekonzern Oracle hat sein feindliches Angebot zur Übernahme des Konkurrenten Peoplesoft erneut verlängert. Außerdem geht der Konzern nun offensiv vor und hat für Donnerstag dieser Woche die Peoplesoft-Kunden eingeladen, an einem von “vielen noch folgenden” Town Hall Meetings teilzunehmen. Darunter versteht Oracle eine Online-Veranstaltung, bei der Executive Vice President Chuck Philips um Unterstützung werben wird und per Mail Fragen der verunsicherten Klientel beantworten soll.
Die Aktionäre haben nun bis zum 15. August Zeit, auf die Offerte von 19,50 Dollar je Peoplesoft-Aktie zu reagieren, teilte Oracle mit. Eine Kröte muss CEO Larry Ellison jedoch offenbar schlucken. Denn inzwischen ist Peoplesofts Übernahme von J. D. Edwards (JDE), ebenfalls einem Anbieter von Business-Anwendungen, von der amerikanischen Kartellbehörde genehmigt worden. Das macht den Weg frei für den Abschluss der Verhandlungen bis Ende des Monats.

“Dass das Justizministerium die Wartefrist verkürzt, ist eine sehr gute Nachricht”, erklärte Peoplesoft-Chef Craig Conway. “Diese Entscheidung ist ein wichtiger Meilenstein und ebnet den Weg für den Abschluss der JDE-Akquisition.”

“Zusammen werden Peoplesoft und J.D. Edwards neue Standards zur Erfüllung von Kundenanforderungen im Bereich Unternehmensanwendungen setzen”, erläuterte Bob Dutkowsky, Chairman, President und CEO von J.D. Edwards. “Die fusionierten Unternehmen können damit mittelständischen und Großunternehmen die in der Branche umfangreichste offene und plattformunabhängige Suite integrierter Softwareanwendungen bieten.”

Peoplesoft bemüht sich schließlich um eine schnelle Umsetzung der Übernahme, da diese aus kartellrechtlicher Sicht die eigene Übernahme durch Oracle vereiteln könnte. Wäre doch das so entstehende Unternehmen offenbar zu groß und hätte zu wenig ernsthafte Konkurrenten. Nur SAP und Microsoft könnten dem neuen Konzern noch gefährlich werden, heißt es.

Für Oracle ist das offenbar kein Grund, es nicht zu versuchen. “Wir bleiben weiterhin fest entschlossen, Peoplesoft zu übernehmen, mit oder ohne J.D. Edwards”, erklärte nun ein Oracle-Sprecher. Das Unternehmen hatte bereits zuvor einmal seine Angebotsfrist auf den 18. Juli verlängert. Ursprünglich hatten die Aktionäre nur bis zum 7. Juli Zeit, auf das 6,2 Milliarden Dollar schwere Übernahmeangebot zu reagieren. Nun endet das Angebot am Freitag um Mitternacht amerikanischer Ostküstenzeit.

Ein Zusammenschluss von Peoplesoft und JDE ohne Oracle-Sieg würde Oracle den zweiten Platz auf dem Markt für Geschäftsanwendungen hinter SAP streitig machen. Die Peoplesoft-Führung hat das bereits einmal erhöhte Oracle-Angebot wiederholt zurückgewiesen und wehrt sich unter anderem mit Werbekampagnen vehement gegen die feindliche Übernahme.

silicon meint: Die Übernahmeschlacht wird sich noch eine Weile hinziehen. Aber tendenziell wird aus den drei Unternehmen wohl doch noch ein Riesen-Konglomerat gebacken. Auch gegen die offenbar laienhafte kartellrechtliche Ansicht aller “Normal-IT-Leute”, dass so ein Unternehmen wettbewerbsbehindernd werden könnte – die Kartellrichter werden dies nach langer Prüfung als unbegründet abweisen und Oracle grünes Licht geben. Warum? Erinnern wir uns nur an die Fusion von Hewlett-Packard und Compaq …