Münchner Stadtrat erteilt Microsoft Absage

Zuschlag für Linux-Migration erst nach weiteren Prüfungen

Die drittgrößte Stadt Deutschlands hat sich für Linux entschieden. Der Stadtrat der bayerischen Landeshauptstadt München stimmte am Mittwoch für ein Angebot von IBM und dem Nürnberger Linux-Distributor Suse zu, die in den kommenden Jahren die IT der städtischen Verwaltung modernisieren und auf das lizenzkostenfreie Betriebssystem migrieren sollen.

Die Beamten und Angestellten der Stadt sollen künftig auch mit Office-Anwendungen aus dem Open-Source-Bereich arbeiten. Angesichts der dramatischen Finanzlage der bundesdeutschen Kommunen hat die Entscheidung eine besondere Signalwirkung.

Bis auf die Fraktion der CSU entschieden sich alle Gruppierungen im Stadtparlament gegen das Angebot von Microsoft. In den Tagen vor der endgültigen Entscheidung hatten sich die beiden Anbieter mit neuen Offerten immer wieder übertroffen.

Microsoft-Sprecher Hans-Jürgen Croissant beklagte, es sei den Konkurrenten ermöglicht worden, ein überarbeitetes Angebot vorzulegen, nachdem sie die Microsoft-Konditionen kannten. Deshalb hatte Microsoft ebenfalls ein neues Angebot abgegeben, in dem deutlich niedrigere Kosten versprochen wurden.

Das aber stieß zumindest beim Grünen-Stadtrat Jens Mühlhaus auf wenig Verständnis: Er kritisierte das “Last-Minute-Angebot”. Schon zuvor war in Abstimmungen der SPD- und Grünen-Fraktionen deutlich geworden, dass die Kosten allein nicht ausschlaggebend sein würden. Die Politiker äußerten auch den Willen, eine strategische Entscheidung zu treffen, um sich weniger abhängig von einem marktbeherrschenden Softwarehersteller zu machen.

“Mit diesem Richtung weisenden Grundsatzbeschluss sichert sich München nicht nur als erste deutsche Großstadt eine größere Herstellerunabhängigkeit ihrer IT-Infrastruktur, sondern setzt auch ein klares Zeichen für mehr Wettbewerb auf dem Softwaremarkt”, so Oberbürgermeister Christian Ude. “Die Vorgeschichte dieser Entscheidung hat ja bereits gezeigt, dass eine Konkurrenzsituation bei der Preisbildung offensichtlich gut tut.”