Schlappe für Microsoft: Münchner SPD will Linux

Lokalpolitiker machen Standortpolitik und wollen Vorbild sein

Die bayerische Landehauptstadt München wird bei der Neugestaltung der IT-Infrastruktur ihrer Verwaltung wohl doch auf Microsoft-Produkte verzichten und das Open-Source-Betriebssystem Linux einsetzen. Eine endgültige Entscheidung wird zwar erst der Stadtrat in seiner Sitzung am Mittwoch treffen. Die Meinungsbildung in der größten Fraktion der SPD-regierten Millionenstadt hat allerdings erhebliches Gewicht.

Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion Christine Strobl sprach von einer “strategisch-langfristigen Weichenstellung”. Wenn die Landeshauptstadt auf das freie Betriebssystem setze, dann habe das “Signalwirkung für den öffentlichen Sektor”.

Nach dem Willen der sozialdemokratischen Vertreter im Münchner Stadtrat sollen alle Verwaltungseinheiten der Stadt mit ihren insgesamt rund 14 000 Clients auf Linux migrieren und ein Open-Source-Office-Paket einsetzen. Das müsse allerding mit einer “sanften Migration” bewerkstelligt werden.

Der beauftragte Berater Unilog hatte in der vergangenen Woche zunächst ein nachgebessertes Angebot von Microsoft als vorteilhafter bewertet. Bei den Gesamtkosten soll es dann kaum noch Unterschiede gegeben haben, heißt es. Ausschlaggebend seien dann “qualitativ-strategische” Überlegungen für eine größere Herstellerunabhängigkeit gewesen.

Die Politiker haben nach eigener Aussage aber auch Standortpolitik betrieben: “Gleichzeitig sorgen wir für die weitere Profilierung des Technologiestandorts München. Denn für Entwicklung und Support im Rahmen der Umstellung wird die Stadt Leistungen einkaufen. Dadurch fördern wir hochwertige Arbeitsplätze in der Region.” Die Technische Universität München soll die Migration über Jahre hinweg begleiten.

Jetzt sollen zunächst weitere Tests entwickelt und durchgeführt werden. Unter anderem ist zu definieren, wie eine “stadteinheitliche Client-Basiskonfiguration” aussehen soll, die die Sicherheitsvorgaben erfüllt.

Über den endgültigen Ablauf der Migration und die Finanzierung entscheidet der Stadtrat nach Vorlage des Feinkonzepts in etwa einem Jahr.