Europäische Telco-Privatisierung lässt zu wünschen übrig

Wie weit ist es eigentlich mit der Deregulierung der europäischen TK-Märkte?

Wie weit ist es eigentlich mit der Deregulierung der europäischen TK-Märkte? Dieser Frage sind die TK-Marktanalysten von Idate nachgegangen und haben festgestellt, dass immer noch viele Staaten ihre Finger nicht aus den ehemaligen Monopolisten halten können. Nur ein geringer Teil der Ex-Alleinanbieter steht überwiegend auf nichtstaatlichen Füßen. Dass ergab eine aktuelle europaweite Studie.
In Westeuropa ist die überwiegende Anzahl von sechs TK-Riesen noch mehrheitlich in Regierungshand: die belgische Belgacom, die skandinavische Telia-Sonera, France Télécom, PT Luxembourg, die norwegische Telenor und Swisscom. Die Gruppe der TK-Firmen, die sich noch zu großen Teilen in Staatshand befinden, wird von der Deutschen Telekom, der Telekom Austria, der griechischen OTE und der holländischen KPN besetzt. Weitere sechs Carrier – BT, TDC, Telefonica, Eircom, Telecom Italia und Portugal Telecom – gelten als vollständig privatisiert. Der Staat hält hier in den meisten Fällen nur noch einen Minderheitsanteil.

Bei einem Blick auf die tatsächlichen Staatsanteile wird das Bild aber schon weniger positiv im Sinne des deregulierten Marktes: Zwar hält der Bund an der Deutschen Telekom noch 37 Prozent, also nicht mehr die Mehrheit. Allerdings werden die Verkäufe, wie der von weiteren 6 Prozent im Juli dieses Jahres, von der staatsnahen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) abgewickelt. Der Treuhänder dürfte TK-Insiderkreisen zufolge keinen Käufer ausgesucht haben, der gegen die Interessen des Bundes arbeitet.

In Österreich ist die Situation noch knapper: 47,2 Prozent hält hier der Staat an der Telekom Austria. Das schwedisch-finnische Konsortium Telia Sonera wird von beiden Staaten zu insgesamt 65,4 Prozent gehalten und der französische Staat legt seine 58,9 Prozent offen in die Waagschale, wie zuletzt bei dem Mobilcom-Debakel geschehen.

Dennoch sehen die Marktforscher eine steigende Tendenz bei den Regierungen, ihre Anteile abzustoßen: Deutschland hat die erwähnten 6 Prozent, Norwegen einen Anteil von 15,1 Prozent verkauft. Mit Österreich, Belgien und Frankreich planen weitere westeuropäische Staaten einen Teil ihres Einflusses aufzugeben, soweit es die gesetzliche Lage zulässt. In Norwegen zum Beispiel ist die Regierung gesetzlich verpflichtet, die Mehrheit an Telenor zu halten. In Luxemburg dagegen ist der Fall klar: 100 Prozent des Carriers gehören dem Staat, und das soll auch so bleiben.