Studenten umgehen Musiktauschverbot – mit analogem Trick

Findige Studenten haben ein System aufgesetzt, mit dem sich eine ganze Musiksammlung gemeinsam nutzen lässt – und trotzdem die Urheberrechte der Musikverlage nicht verletzt werden.

Findige Studenten am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben ein System für ihren Campus aufgesetzt, mit dem sich eine ganze Musiksammlung von allen Kommilitonen gemeinsam nutzen lässt – und trotzdem die Urheberrechte der Musikverlage nicht verletzt werden. Die digitale ‘Bibliothek’ von 3500 Alben wird nämlich über das analoge TV-Kabelnetz der Universität verbreitet. Die Lizenzen für analoge Nutzung besitzt das MIT und darf die Inhalte deshalb sogar verbreiten.
Der betreuende Informatik-Professor Hal Abelson nennt die Herangehensweise “sehr innovativ”, obwohl die Technik auf den ersten Blick altbacken wirkt. “Wir haben uns bisher viel zu sehr darauf konzentriert, dass die gemeinsame Nutzung von Audio-Inhalten immer etwas mit dem Austausch von Dateien zu tun haben muss”, so Abelson. Statt dessen können die Nutzer über ein Webinterface Musikblöcke von maximal 80 Minuten aus der digitalen Sammlung auf dem Server zusammenstellen. Diese Blöcke werden dann über insgesamt 16 Fernsehkanäle verbreitet. Dadurch entstehen 16 parallel ablaufende Programme, die durch die Breitbandübertragung von hoher – wenn auch analoger – Qualität sind.

Das MIT und auch der Softwarekonzern Microsoft haben die Entwicklungsarbeiten zweier Studenten an diesem System gefördert und finanziert. Mit dem Projekt ‘Libraries Access to Music’ hätten die jungen Informatiker die “Mauer zwischen Campus-Bewohnern und der Nutzung von Musik umgangen, die die Musikindustrie versucht hat aufzubauen”, meint der Analyst Mike Godwin von Public Knowledge, einem Technologieberater, der sich auf Urheberrechte spezialisiert hat.

Auch wenn die Tragfähigkeit der rechtlich-technischen Konstruktion noch von manchen angezweifelt wird und sich die Musikverlage zu der Idee vorerst gar nicht äußern wollen, wird dadurch zumindest eines deutlich: Die Diskussion um die Erosion von Urheberrechten an Audio-Inhalten hat sich bisher einseitig auf den illegalen Tausch von digitalen Raubkopien beschränkt. Das MIT hat bereits angekündigt, die Entwicklung auch anderen Universitäten zur Verfügung zu stellen. Die Kosten für die Hardware beziffert das Institut auf 10.000 Dollar, die Kosten für die Musikrechte auf 25.000 Dollar.