Bertelsmann will nicht an ehemalige AOL-Manager zahlen

Bertelsmann prüfe alle rechtlichen Möglichkeiten, hieß es aus Konzernkreisen.

“Der Krieg ist noch nicht zu Ende”. Das hat Ulrich Koch, der Chef-Syndikus bei Bertelsmann, jetzt in einem Interview mit dem Handelsblatt gesagt – ein deutliches Zeichen dafür, wie verhärtet die Fronten zwischen dem Gütersloher Konzern und den beiden ehemaligen Top-Managern Jan Henric Buettner und Andreas von Blottnitz inzwischen sind. Trotz eines erneuten US-Gerichtsurteils will Bertelmann die mehr als 209 Millionen Euro an die Beiden nicht zahlen und holt jetzt zum Gegenschlag aus.
Bertelsmann prüfe alle rechtlichen Möglichkeiten, hieß es aus Konzernkreisen. Nach Informationen des Handelsblatts könne es bereits im Frühjahr zu einer Gegenklage kommen. Das Unternehmen werde beantragen, das Urteil entweder abzumildern oder einen neuen Prozess anzuordnen.

Bertelsmann könne sich bei seiner Klage auf die Rechtssprechung des Bundesgerichtshofs (BGH) berufen, heißt es. Laut BGH kann die “sittenwidrige Erschleichung eines Urteils” im Ausland zum Schadensersatz verpflichten. Soll heißen: wer im Ausland Gerichte manipuliert, um dort ein Urteil zu erlangen, dass ein deutsches Unternehmen schädigt, verstößt gegen deutsches Recht und kann in Deutschland verklagt werden.

Bei Bertelsmann ist man überzeugt, dass eine solche Manipulation vorliegt: die beiden früheren Top-Manager hätten dem US-Gericht vorgespiegelt, dass für den Prozess nur wenige deutsche Texte übersetzt werden müssten und auch nur ein paar Zeugen nötig seien. Die Manager hätten damit verschleiert, wie aufwendig der Prozess tatsächlich werden würde.

Der Gerichtsstreit dreht sich um ein Milliardengeschäft der Bertelsmann AG auf dem Höhepunkt des Internet-Booms. Gemeinsam mit dem US-Onlinekonzern AOL hatte Bertelsmann AOL Europe aufgebaut und sich an AOL Deutschland beteiligt. Kurz vor dem Platzen der Internet-Blase hatte Bertelsmann seine Anteile für 6,75 Milliarden US-Dollar verkauft. Die beiden frühere AOL-Deutschland-Manager verlangten vor Gericht einen “fairen Anteil” aus dem Verkauf – ursprünglich hatten sie sich 3,5 Milliarden Dollar erhofft.