Ixos will aus dem Schatten von SAP treten

Die deutsche Content-Management-Schmiede Ixos will ungeachtet der Übernahmevorbereitungen durch die kanadische Opentext nicht mehr nur als ein Annex von SAP gesehen werden.

Die deutsche Content-Management-Schmiede Ixos will ungeachtet der Übernahmevorbereitungen durch die kanadische Opentext nicht mehr nur als ein Annex von SAP gesehen werden. Im Gespräch mit silicon.de sagte der deutsche Marketing-Leiter Stefan Huth, das Ixos-Portfolio garantiere eine hohe Integrationsfähigkeit, die den Hersteller auch mit anderen Anwendungen zusammen arbeiten lasse.
Die Firma sieht sich als Anbieter einer kompletten ECM-Palette (Enterprise Content Management), die von der Bereitstellung von Webinformationen über Optimierungssysteme bei Geschäftsprozessen bis zur rechtlich relevanten Langzeitarchivierung reicht. Alles aus einem Guss gibt es derzeit aber noch nicht. “Zur CeBIT werden wir aber eine einheitliche Lösungen vorstellen können, die alle Einzeldisziplinen für ein ECM-Konzept abdeckt.” Zu diesen Einzelkomponenten zählen Web Content Management (WCM), Workflow, Dokumentenmanagement  und Archivierung. Alle Komponenten haben ein Ziel: die Speicherung der Informationen, aber intelligent und strukturiert. Außerdem wird die Lösung mit einem Repository versehen sein, dass die Metadaten der gespeicherten Informationen wie in einer Suchmaschine zur Verfügung stellen und so das Auffinden der Dokumente beschleunigen soll.

“Eine große Herausforderung und auch das größte Problem ist der dynamische Content”, so Huth. Hierbei gehe es darum, unter anderem steuer- und handelsrechtliche Regularien zu befolgen und den Inhalt dementsprechend vorzuhalten. In den USA hätten die Verfahren um Enron und andere gezeigt wie wichtig es ist, Content nicht nur zu haben, sondern auch zu verwalten. “WCM reicht nicht mehr aus. Da hängt ein ganzes Backend-Konzept hinten dran, das wir mit unseren Kunden zusammenstellen können.”

So hat der Hersteller für den US-Kunden UBS einzelne operative Einheiten zusammengefasst, damit das Dokumentenmanagement regelkonform (compliant) abgewickelt werden kann. “Plötzlich ist ein Ixos-Server, auf dem archivierte Daten lagern, eine kritische Anwendung.” Vor einer “Bilanzpolizei” bräuchte man mit Ixos somit keine Angst zu haben. Wichtig sei ECM auch für Speditionen beispielsweise, die ihren Kunden Zugang zu Datenbanken gewähren wollen, damit diese sehen können, ob ihre Lieferung schon unterwegs ist. Generell könne man sagen, dass es kaum noch einen Industriezweig gibt, dem ECM nicht helfen könnte. Das ist natürlich eine Kostenfrage, selbst wenn kleinere Unternehmen vielleicht einen Webshop bereit stellen möchten und das entsprechende Backend brauchen. Kann man sagen, ab welcher Größe oder Datenmenge eine ECM-Lösung Sinn macht? Huth: “Wer sich SAP leisten kann, kann sich auch Ixos leisten.”

Um aber wirklich eine komplette Lösung zur Verfügung stellen zu können, reicht ein Software-basiertes Portfolio nicht aus. Deshalb arbeitet Ixos mit dem Speicher-Hardwarehersteller Hitachi Data Systems zusammen. “Wir ergänzen uns zu 200 Prozent”, beteuert Huth. Dass eine Partnerschaft oder eine andere Form der Zusammenarbeit, wie es EMC mit dem Kauf von Documentum getan hat, wichtig ist, zeigen auch die Meldungen der jüngeren Vergangenheit. Anfang Dezember beispielsweise gaben Network Appliance und ein anderer Ixos-Rivale, Filenet, eine Partnerschaft für ECM bekannt.

Mit ILM (Information Lifecycle Management) will Huth das Unternehmen nicht direkt in Verbindung bringen: “Das ist ein Begriff aus dem Storage-Bereich”, stellt er fest. Die Schnittmengen zwischen den vielen Akronymen, die in diesem Zusammenhang hochgekocht sind, wie eben WCM, ECM, ILM oder auch HSM (Hierarchisches Storage Management) seien sehr groß. Aber das Metier von Ixos sei ECM, was Huth nicht als Komponente von ILM sieht, sondern in den Management-Bereich platziert. Dennoch ist, wie bei ILM, eines der größten Probleme noch nicht gelöst: Wann können welche Daten gelöscht werden?

Bei Mitarbeiter-Abmahnungen zum Beispiel kann unmittelbar nach der Erstellung des Dokuments das Zeit-Attribut angehängt werden, das die Daten nach dem geforderten Aufbewahrungszeitraum automatisch wieder löscht. Dort, wo der Verwahrungszeitraum von vornherein klar ist, machen Policies keine Probleme. Andere Dokumente lassen sich nicht so einfach klassifizieren. “Bei der ganzen Technik wird es immer eine menschliche Komponente geben”, meint Huth.