Ellison vor Gericht: “Ich habe mich geirrt”

Fehler in der Einschätzung des ERP-Marktes gab Larry Ellison, CEO von Oracle, bei seiner Befragung vor Gericht zu.

Fehler in der Einschätzung des ERP-Marktes gab Larry Ellison, CEO von Oracle, bei seiner Befragung vor Gericht zu. Im Verfahren des US-Justizministeriums gegen Oracle wegen des feindlichen Übernahmeversuchs von Peoplesoft versuchte Ellison als Zeuge den ERP-Markt und die Motive seines Unternehmens zu erklrären.
Wie gewohnt souverän parierte Ellison die Fragen der Vertreter des Justizministeriums und versuchte, den Markt für Unternehmensanwendungen etwas diverser zu präsentieren als das Dreigestirn Oracle-Peoplesoft-SAP. Es gebe einerseits eine ganze Reihe kleinerer Hersteller, die spezielle Anwendungen anbieten und in ihren Märkten sehr gut etabliert seien; andererseits dränge Microsoft mit aller Macht in diesen Markt.

In diesem Zusammenhang war sich Ellison auch nicht zu schade zuzugeben, dass er die Stärke und Marktpräsenz der kleineren Anbieter noch vor einem Jahr unterschätzt habe. In einem Memo an seinen Finanzchef Jeff Henley hatte Ellison vorausgesagt, dass die kleinen, auf Nischenprodukte spezialisierten Anbieter binnen eines Jahres vom Markt verschwinden würden. “Leider teilt die Mehrheit des Marktes meine Ansicht nicht”, gab der Oracle-Chef zu Protokoll.

Den Übernahmeversuch erklärte Ellison als einen Akt der Selbstverteidigung. Durch die wachsende Zahl kleinerer Anbieter einerseits und den Wettbewerbsdruck seitens SAP andererseits sieht sich Oracle dazu gezwungen, seine installierte Basis drastisch zu erweitern um die Entwicklungskosten künftiger Produkte tragen zu können. “Die Dynamik des Wettbewerbs änderte sich radikal”, sagte Ellison. “Der Preisdruck auf unser Geschäft mit Anwendungen würde enorm werden.”

Die Einsicht, dass ein Zusammenschluss von Oracle und Peoplesoft unternehmerisch Sinn machen würde, hatte seiner Aussage nach der CEO von Peoplesoft, Craig Conway, schon ein Jahr vor dem feindlichen Übernahmeversuch selbst gehabt. Deswegen habe es 2002 sehr intensive Gespräche über eine Fusion von Peoplesoft und der Applikationssparte von Oracle gegeben, die nur scheiterten, weil Conway selbst, nicht Ellison, das Sagen im daraus resultierenden Unternehmen haben wollte.