Outsourcing: Deutschland ist Europameister im Auslagern

Die Outsourcing-Branche hat auch hierzulande ihren Aufschwung. Kleine Dienstleister profitieren, die Großen propagieren neue Vertragsmodelle.

Wie im November vorausgesagt, erleben die Outsourcing-Megadeals ein Comeback. “Niemals wurden so viele Megadeals vorbereitet, wie jetzt”, so Peter Allen, Managing Director of Global Practices bei der Outsourcing-Beraterfirma TPI. Weltweit seien etwa 18 bis 20 Großverträge in Planung. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres seien es dagegen nur 12 gewesen.
“Das ist eine sehr, sehr gesunde Pipeline”, sagte Allen dem Wall Street Journal. Etwa zwei Drittel der Verhandlungen führten auch zu Vertragsabschlüssen. Im letzten Jahr hätten viele Unternehmen noch Bedenken gehabt, Jobs an eine einzige Firma auszulagern. Jetzt deute sich aber ein Umdenken an, viele Unternehmen ließen sich von den Risiken nicht mehr an Vertragsabschlüssen hindern.

Hier habe das Beispiel von EDS Schule gemacht, meinte Allen. Der Outsourcing-Dienstleister hatte noch im Jahr 2002 technische und finanzielle Schwierigkeiten mit seinen Megadeals gemeldet. Mittlerweile habe sich EDS jedoch erholt und habe erst  einen Outsourcing-Vertrag mit der Bank of America mit einer Laufzeit von acht Jahren und einem Wert von 1,1 Milliarden Dollar geschlossen.

Wie Allen sagte, ist das Volumen des weltweiten Outsourcing-Marktes im Vergleich zum Vorjahr jedoch nicht gewachsen und liegt bei etwa 20 Milliarden Dollar. Der Grund: Neue Anbieter sind in den Markt eingestiegen und haben die Preise der Outsourcing-Dienstleistungen gedrückt.

Allens Kollege Duncan Aitchison, Managing Director International bei TPI, lieferte auf einer Telefonkonferenz weitere Details. Aitchison stellte den aktuellen ‘TPI Index’ vor, der vierteljährlich erhoben und in der IT-Branche viel beachtet wird.

“Seit Januar ist der Gesamtwert der Megadeals, über die verhandelt wird, um 15 Milliarden Euro gestiegen”, sagte Aitchison. “So einen Anstieg hatten wir seit Ende 2001 nicht mehr.” Unter Megadeals verstehen die Outsourcing-Berater Verträge mit einem Wert von mehr als 800 Millionen Euro.

Ein anderer Trend: “Bei 44 Prozent aller Verträge mit einem Volumen von mehr als 40 Millionen Euro geht es um BPO.” BPO (Business Process Outsourcing, Auslagern von Geschäftsprozessen) dürfte gegenüber anderen Outsourcing-Arten weiter an Boden gewinnen, meinte Aitchison.

“Immer öfter werden die Auslagerung der Geschäftsprozesse und der IT in einem Vertrag gebündelt”, ergänzte Jack Benton, TPIs Vice President of Marketing. Dieses ‘Bundling’ werde jetzt von den großen Outsourcing-Providern propagiert. Sowohl die Unternehmen als auch die Kunden versprächen sich davon, Abläufe besser zu steuern.

Die Outsourcing-Dienstleister Accenture, ACS, CSC, EDS, HP und IBM dominierten laut Aitchison bislang den Markt. Es gebe aber immer mehr Vertragsabschlüsse mit einem geringeren Volumen, so dass auch die kleineren Anbieter mithielten, hieß es. “Allein in Europa gibt es 25 bis 30 Outsourcing-Service-Provider”, so Aitchison.

Deutschland sei die Outsourcing-freudigste Nation Europas. “33 Prozent aller Verträge werden jetzt in Deutschland geschlossen”, meinte Aitchison. Im Vorjahreszeitraum sei hier noch Großbritannien führend gewesen, das heute nur noch auf 28 Prozent aller Abschlüsse komme.