Apple-Entwickler liebt seine Software über deren Tod hinaus

Forschungsprojekt gekippt, Abteilung geschlossen, alle entlassen – diese Schritte wollte sich ein Entwickler bei dem Computerunternehmen Apple nicht gefallen lassen.

Forschungsprojekt gekippt, Abteilung geschlossen, alle entlassen – diese Schritte wollte sich ein Entwickler bei dem Computerunternehmen Apple nicht gefallen lassen und erweckte die Software-Leiche in seinem Wohnzimmer zu neuem Leben. Er arbeitete einfach auf eigene Rechnung an der Software weiter. Er umging für seine Liebe zu dem Projekt das Hausverbot, brach die Regelungen in seinem Aufhebungsvertrag, überredete andere zu Einbrüchen ins Firmengelände und ließ sich noch so manches einfallen, um seine Obsession zu befriedigen.
Ron Avitzur war 1993 als Contractor mit dem Programm ‘Graphing Calculator’ beschäftigt und als dieses eingestampft und er entlassen wurde, nahm er dies nicht so einfach hin, sondern nahm lieber die Unterlagen mit nach Hause. Er arbeitete täglich zwölf Stunden an dem Projekt, solange sein Security-Badge noch funktionierte. Als er erwischt wurde und die Zugangsberechtigung endgültig verlor, schlich er sich täglich in sein altes Büro. Nicht genug damit: Er fand sogar Mitarbeiter, die seine Vision von der fertigen Software teilten und bezahlte sie aus eigener Tasche für ihre Arbeit. Notwendige Anpassungen, die auf speziellen Testrechnern bei Apple mit dem PowerPC-Chip vorgenommen werden mussten, veranlassten ihn zum nächsten Schritt, zu Betrug und Einbruch.

Er fand bei Apple selbst überraschend viele Sympathisanten, denen, wie ihm, ihr “Software-Baby” von irgendeiner übergeordneten Stelle gestrichen worden war. Die Gleichgesinnten wurden mehr und kamen auf immer wildere Ideen. Sie besorgten ihm und einigen Mitarbeitern leer stehende Büroräume im Apple-Hauptquartier, sowie Besucher-Badges für die Einlasskontrolle. Schließlich wurden sogar vollkommen unschuldige Designer mit den gefälschten Unterlagen und der Adresse bei Apple dermaßen getäuscht, dass sie während ihrer – von Apple bezahlten – Arbeitszeit an dem nun privaten Projekt mitmachten.

Das und mehr erzählt der Reanimator jetzt in seinem Weblog, das etwas nach James-Bond-Romanen riecht. Für ihn ist die Sache schließlich glimpflich abgegangen: Er wurde nicht einmal von Apple für die Vergehen belangt, die Firma kaufte ihm die Software sogar ab. Und der Dr. Frankenstein aus dem Silicon Valley ist inzwischen mit einer Adaption der Software erfolgreicher Chef einer IT-Firma – er sollte aber seine Angestellten nicht von Projekten abziehen, an denen sie hängen. Schließlich weiß er selbst am besten, wozu das führen kann.