Wide Area File System führt Daten und Hersteller zusammen

Das neue File-System ist schon so interessant, dass IT-Größen wie Cisco und EMC jetzt eine gemeinsame, integrierte Lösung auf den Markt bringen.

Ein Stimmungskiller für jeden Admin ist das Backup in den Firmen-Zweigstellen. Es macht schnell keinen Spaß mehr, wenn große Datenmengen jeweils separat rückgesichert werden müssen und viel Zeit verloren geht. Dazu kommt, dass gleiche Datensätze in verschiedenen Außenbüros mehrmals vorhanden sind und die Performance eher in die Knie geht, weil einige Informationen doppelt und dreifach abgelegt wurden. Die aufkommende WAFS-Technologie (Wide Area File System) verspricht schon Erleichterung. Von einem WAFS-NAS-Paket, das die Technik mit einer Speicher-Appliance integriert, versprechen sich Anwender noch mehr. Cisco und EMC haben gerade diese Hoffnung durch eine Kooperation geweckt.
Die Erwartung sieht so aus: Der Anwender kauft eine NAS-Appliance (Network Attached Storage) mit integriertem WAFS. NAS eignet sich als Speicherlösung für kleinere Betriebe oder eben für Zweigstellen mit nicht ganz so hohem Datenaufkommen. Eine separate Appliance für WAFS müsste er dann nicht mehr erwerben und könnte trotzdem die Informationen an den verschiedenen Standorten im zentralen Rechenzentrum konsolidieren. Der Vorteil: der Admin hat bei Schwierigkeiten einen Ansprechpartner für die gesamte Lösung und kann ein im Preis günstigeres Bundle kaufen anstatt zwei oder mehrere Einzelprodukte.

Warum WAFS im Moment so populär wird liegt daran, dass es in der Tat die Arbeit des IT-Managers erleichtern kann. WAFS ist ein Dateisystem, ähnlich wie CIFS (Common Internet File System in Windows-Umgebungen) oder NFS (Network File System in Unix). Den Unterschied macht die Entfernung aus, die WAFS besser überbrücken kann. Das System organisiert Daten über das Weitverkehrsnetz (WAN), aber mit einer LAN-ähnlichen Performance. Auf diese Weise lassen sich verteilte Daten an einem Standort zentralisiert speichern und verwalten.

Ciscos WAFS-Vorstoß ist erst einige Wochen alt. Ende letzten Jahres hatte der Hersteller eine Firma namens Actona unter seine Fittiche gebracht, die gezielt an dieser neuen Technologie arbeiteten. Das allein reichte aber offenbar nicht aus, um WAFS die Aufmerksamkeit zuzuführen, die es Ciscos Meinung nach verdient hatte. Der Deal mit einem Storage-Spezialisten sollte das ändern.

EMC kam da gerade recht. Ohnehin schon Partner, suchten beide nach einer Lösung, ihre Produkte besser zu platzieren. Dem sich zum Infrastruktur-Allrounder entwickelnden Anbieter Cisco bringt die Zusammenarbeit vor allem Umsatz im Speicherumfeld. Mit SAN-Switches allein kommt der Anbieter nicht auf die anvisierte Präsenz im hart umkämpften Storage-Markt. WAFS hat das Zeug, wie eine Sprungfeder zu funktionieren und das US-Unternehmen einen Satz nach vorne machen zu lassen. Ob Cisco mit dem Deal anderen Partnern auf die Füße getreten sein könnte, wird sich noch zeigen. Seine MDS-Switches werden unter anderem von Hewlett-Packard und IBM eingesetzt. Die wiederum sind Konkurrenten von EMC.

Möglicherweise wird man sich an solche Liaisons gewöhnen müssen. Der eine kooperiert mit dem anderen, der aber schon mit einem Dritten, und so weiter. So funktioniert die IT-Welt eben und in der jüngeren Vergangenheit ist das besonders auch auf dem Storage-Sektor deutlich geworden. Vor einigen Jahren noch konnte jedes Start-up ein Produkt am wachsenden Speichermarkt positionieren. Heute konsolidiert sich die Palette wieder – ein normaler Vorgang, blickt man zurück auf andere ehemals neue IT-Bereiche.

EMC will sich einmal mehr gegen Network Appliance im NAS-Umfeld aufstellen. Dort konkurrieren die beiden um jeden Zentimeter. Netapp freut sich über die Rivalität. Dave Hitz, Co-Founder von Netapp, hat einmal im Gespräch mit silicon.de gesagt, er genieße den Konkurrenzkampf mit EMC. “Ist doch toll, wenn so ein großes Unternehmen ‘Angst’ vor uns hat.” Für EMC ist es eine ernste Situation, wird der Spezialist doch von allen Seiten eingeengt. Zum Teil haben sich die Verantwortlichen das selbst eigehandelt, weil es einfach inzwischen so viele Angriffsflächen gibt. Der ehemals reinrassige Storage-Spezialist will nicht mehr nur Hardware-Verkäufer, sondern auch Software- und Services-Anbieter sein. Das Problem beim Versuch, sich als Rundumversorger zu präsentieren, heißt aber auch, den Blick für Details möglicherweise zu verlieren und sich nicht mehr ausschließlich einigen wenigen Produktgruppen widmen zu können.

In einer separaten Meldung haben EMC und Cisco außerdem eine OEM-Vereinbarung bekannt gegeben, wonach Cisco künftig NAS-Lösungen von EMC als Reseller vertreiben wird. Zusammen mit der ‘Cisco File Engine’ soll die NS-Series/ Integrated-NAS-Lösung von EMC als Konsolidierungskonzept über Weitverkehrsnetze angeboten werden und auf Großunternehmen zugeschnitten sein.