Applikations-Server: Bea fehlt, aber Alternativen gibt es reichlich

Die Missachtung der weltweit größten IT- und TK-Messe durch Bea gibt dem CeBIT-Besucher umso mehr Raum, sich bei der Konkurrenz umzusehen. Und Alternativen gibt es reichlich: IBM, SUN, Seeburger und andere.

Oracle gewinnt, SAP punktet und Sun unterbietet

Oracle, seit Jahren schon nicht mehr auf der CeBIT mit eigenen Messestand vertreten, ist als Hauptsponsor bei Fujitsu Siemens Computers (FSC) im Public Sector Parc, Halle 9, Stand C60, zu finden. Das Gezeigte orientiert sich an dem Web-Service-Standard ‘Business Process Execution Language’ (BPEL) zur Prozessgestaltung. Zudem ist der Application Server 10g im Zusammenspiel mit der FSC-Middleware OpenSeas zu sehen.

Laut Einschätzung der Forrester-Analysten lohnt sich ein Blick auf den Server: Denn der überrascht die Kritiker positiv. Sie bescheinigen dem Oracle-Angebot aus Application-, Integration- und Portal-Server ein geschlossenes Erscheinungsbild; alles passt schön zusammen. Außerdem habe Oracle mit dem Aufkauf von Collaxa, beziehungsweise dem zugehörigen BPM-Tool, einen guten Griff getan. Negativ falle lediglich die Komplexität auf, die den Umgang mit den Produkten erschwere.

Ganz so überschwänglich fällt das Lob für Netweaver von SAP nicht aus. Der ERP-Gigant stieg vergleichsweise spät in den Middleware-Markt ein. Das Unternehmen reklamiert dennoch, nur noch 30 Prozent der Umsätze mit seiner Unternehmens-Software zu machen. Bezüglich Netweaver bemängeln die Forrester-Analysten, dass ein einheitliches Entwicklungs- und Administrationsmodell fehle und die Monitoring- sowie Kontroll-Tools recht schwach seien. Dennoch gibt es auch Lob. Netweaver verfüge über eine gutes Entwicklungs-Tool für Browser-Oberflächen, sei gut im Daten-Mapping und weise eine starke J2EE-Verankerung auf.

Die Gutachter von Forrester Research haben sich auch den Applikations-Server vom Java-Erfinder Sun Microssystems vorgenommen. Positiv bemerken sie, dass das Nutzer-basierte Pricing attraktiver zu sein scheint als das CPU-basierte anderer Anbieter. Tatsächlich können Sun-Kunden vergleichsweise günstig an einen reinen Applikations-Server gelangen. “Denn Applikations-Server werden mehr und mehr als Bestandteil des Betriebssystems verstanden”, sagt Frank Issing, Produkt Marketing Manager Enterprise Web Services, Sun Microsystems Deutschland. Die Konsequenz: Sun liefert mit seinem Betriebssystem OS Solaris einen Applikations-Server, die ‘Platform Edition’, kostenfrei mit aus.”

Aufgestoßen ist den Forrester-Analysten allerdings, dass Sun als einziger unter den führenden Anbietern keine Runtime-Plattform für Flow-basierte Applikationen liefere.
Auf der CeBIT 2005 zeigt Sun eine vollständig integrierte Portal-Lösung, die unter anderem auf den Identity-Management- und Applikations-Server-Produkten aufsetzt. Ein weiterer Schwerpunkt ist SOA: Neben täglichen IT-Roundtables zum Thema präsentiert Sun zusammen mit SeeBeyond (Halle 1, Stand 8a2) einen schlüsselfertige SOA-Lösung aus dem Finanzsektor. Dabei geht es um das Management und die Automatisierung von Prozessen.

Microsoft

Das Unternehmen allerdings, von dem bekannter ist, dass der Applikations-Server als Anhängsel zum Betriebssystem gleich mitgeliefert wird, ist Microsoft, Halle 4 Stand A38. Jedoch müssen Anwender, die die Midlleware-Architekuren der Anbieter von J2EE-Applikations-Servern im Kopf haben, etwas umdenken. Hier ist alles anders aufgeteilt. Dieses Problem kennt auch Frank Fischer. Er ist Technologieberater bei Microsoft in Unterschleißheim, wo Microsoft Deutschland ein Technologie-Center eingerichtet hat, in dem sich Unternehmen zunächst einen grundsätzlichen Architekturvorschlag erarbeiten und erklären lassen können, der auf Microsoft-Produkten basiert. Dort verfügbare Architekten finden sich auch im Developer-Bereich des Messestands.

Bei den Forrester-Forschern sorgt der Aufbau der Funktionen jedoch ohnehin für Kritik. Die Produkte überlappten sich, so dass gleiche Funktionen mehrmals vorhanden seien. Das auseinander zu klamüsern, beziehungsweise den Aufbau einer effektiven Lösung hinzubekommen, könne sich somit als schwierig und kostenintensiv herausstellen.

Laut Fischer finden sich wesentliche Funktionen eines Applikations-Servers im Dotnet-Framework, das zum Beispiel eine Runtime-Umgebung bereitstellt und mit Windows-Betriebssystemen ins Haus kommt. Somit bilden Windows-Betriebssysteme die einzige Grundlage für alle Applikations-Server-Funktionen. Das grundlegende Messaging und die Transaktionsverarbeitung sind sogar direkt in Windows-Servern integriert.

Der Biztalk-Server dagegen übernimmt weitergehende Integrationsaufgaben. Laut Fischer gibt es derzeit rund 550 Konnektoren, mit denen sich Standardsoftware wie SAP-Anwendungen aber auch Cobol-Applikationen an diesen Server andocken lassen. Für die Großrechner-Anbindung gibt es einen eigenen Host-Integration Server.

Obwohl Dotnet nur C#-, J#-, C++- und ältere Java-Programme, die etwa mit J++ geschrieben wurden, ohne Veränderung interpretieren kann, erlauben sich die Forrester-Analysten ein schmeichelhaftes Urteil über die zugehörigen Entwicklungs-Tools. Sie seien insbesondere für die Erstellung von ‘Composite Applications’, aus verschiedenen Anwendungen zusammengesetzte Lösungen, die besten. Das gelte vor allem dann, wenn anstelle von Sharepoint Portal Services das XML-Produkt Infopath verwendet würde.