SAP richtet Servicegeschäft neu aus

In Walldorf wird heftig an einer neuen Servicestrategie geschraubt. Der ERP-Riese will selbst Dienstleister für ISVs werden.

Beim Softwarekonzern SAP in Walldorf wird derzeit heftig an einer neuen Servicestrategie geschraubt. Innerhalb der nächsten zwei Jahre will das Unternehmen die Servicesparte “zum Dienstleister für andere Softwarehäuser ausbauen”, sagte der verantwortliche Vorstand Gerhard Oswald dem Handelsblatt. Zudem sollen mehrere Milliarden Euro in die Entwicklung einer neuen Softwarearchitektur investiert werden.

Im Augenblick kümmern sich weltweit 5700 Mitarbeiter um die Wartung von rund 90.000 SAP-Installationen. Zum Service gehört beispielsweise die Einarbeitung gesetzlicher Änderungen, sowie die Pflege von Steuersätzen und geänderten Bilanzierungsvorschriften.

“Darüber hinaus wird SAP nun zusätzlich eine breite Palette von Dienstleistungen anbieten, die von der Softwareentwicklung über Testverfahren bis hin zum Kunden-Support reicht”, so Oswald über die neue Ausrichtung des Servicegeschäfts. Zielgruppe sind dann in erster Linie nicht mehr Endkunden, sondern Softwarehäuser, die Anwendungsprogramme für die neue Softwaretechnologie herstellen. “Denn SAP selbst wird nur eines von vielen Softwarehäusern sein, die Anwendungen für unsere Plattform herstellt.”

Basis für die gesamte Produktpalette soll eine neue Softwarearchitektur (Enterprise Service Architecture) sein. Ziel ist es, Anwendungen für Unternehmen flexibler kombinierbar zu machen – die Kosten für die Entwicklung werden auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. SAP wird künftig die Plattform und weiterhin betriebswirtschaftliche Standardanwendungen liefern. Speziallösungen für kleine Branchen sollen von anderen Softwarehäusern kommen.

“Im kommenden Jahr werden wir mit einer Pilotphase starten, ab 2007 sollen die neuen Services weltweit angeboten werden”, so Oswald. Mit dem Strategiewechsel will er einerseits neue Einnahmequellen erschließen, andererseits ein Netzwerk mit mehreren tausend Partnern aufbauen. So soll das Risiko abgefedert werden, das mit dem angestrebten Wandel von einem reinen Hersteller von Anwendungssoftware hin zu einem Betreiber einer eigenen Technologieplattform verbunden ist. Schließlich sind derzeit nur die wenigsten Kunden von der Notwendigkeit eines Umstiegs überzeugt.