Stoßen Blades ins Reich der großen Hobel vor?

Für die schlanken Server-Einschubkarten eröffnen sich zunehmend Anwendungen, die über ihre traditionelle Funktion als Webfrontend hinausgehen.

Vor allem mit Applikationsservern auf Basis von Blades experimentieren Unternehmen derzeit. Ein Beispiel ist das Beratungshaus Plaut, das einen Teil seiner SAP-Systeme nun auf Blade-Servern in Verbindung mit der Virtualisierungslösung Flexframe von Fujitsu Siemens (FSC) betreibt. Plaut muss neben den produktiven Systemen, die man für seine Kunden im Outsourcing oder Hosting betreibt, auch noch viele Demo- und Testsysteme für die interne Nutzung bereithalten – oft mit unterschiedlichen Release-Ständen, um möglichst viele Kundensituationen schnell nachstellen zu können.

Bezeichnende Eigenschaft dieser Systeme war jedoch ihr geringer Auslastungsgrad. Mit der Virtualisierungslösung Flexframe hat sich dies geändert. Nun sind die SAP-Dienste nicht mehr an einen physischen Server gebunden, sondern können aus einem Blade-Serverpool schöpfen: Der Applikationsserver wird dynamisch eingerichtet und wenn er nicht mehr benötigt wird wieder freigegeben. Die Ressourcen, die man vorhalten muss, sind also deutlich geringer. Ähnliche Konzepte gibt es nicht nur von FSC, sondern beispielsweise auch von IBM, HP und Sun.

Rund 50 Flexframe-Installationen gebe es derzeit in Deutschland, sagt Bernhard Brandwitte, Produktverantwortlicher bei FSC für das Servergeschäft in Deutschland, der in solchen Ansätzen die eigentliche Stärke der Blades sieht. “Natürlich spielt der Platz im Rechenzentrum eine entscheidende Rolle”, sagt er, “aber Virtualisierung und Dynamisierung sind die Wünsche der Anwender.” Zumal solche Wechsel in überschaubaren Zeitspannen möglich seien: “Zehn Minuten fürs Web, 15 Minuten für SAP und vielleicht eine halbe Stunde für eine Datenbank” – vorausgesetzt die Einrichtung erfolge automatisiert.

Brandwitte verweist auf eine Untersuchung, die das IT-Beratungshaus Bearingpoint über Flexframe-Installationen gemacht hat: Demnach könnten die Anwender im Schnitt Betriebskosten – Abschreibung der Hardware, Wartung und Service – in der Größenordnung von ungefähr 30 Prozent einsparen.

Ob der Siegeszug der Blade-Server auch tatsächlich bis zu den Datenbanken geht, ist in der Branche derzeit umstritten. FSC-Manager Brandwitte ist überzeugt, dass da noch einiges geschehen wird: Oracle sei sehr interessiert am Blade-Konzept und unterstütze dies ja auch bereits mit Oracle 10g. Fakt ist jedoch, dass viele große Datenbanken monolithische Blöcke sind und die Mehrzahl der Anbieter, von SAP über Microsoft bis IBM, bislang auch nicht signalisieren, dass an diesem Prinzip gerüttelt wird.

In den Augen von Klaus Gottschalk, Systemarchitekt bei IBM, sollte man das Blade-Konzept auch nicht überstrapazieren: “Der große Mehrwege-Server ist der Lastwagen und der Blade-Server ist die Lore.” Der Datendurchsatz sei einfach der limitierende Faktor eines Blade-Pools.