Linux: Der Hype weicht der Realität

Grundsätzlich: “Es ist immer noch viel Musik im Markt.” Das gilt besonders für den Bereich Services, auch für Server und überhaupt nicht für Desktop-Linux.

Ganz anders schaut es dagegen bei Linux auf dem Desktop aus. “Entgegen des derzeitigen Medienhypes um das Thema Linux-Desktop, haben derzeit nur sieben Prozent der IT-Entscheider Linux eine zentrale Rolle im Hinblick auf die Planung der Client-Systeme zugedacht”, sagt Velten. Bis 2006 soll sich dieser Anteil nur geringfügig auf acht Prozent erhöhen.

Zu den größten Barrieren gehört dabei die geringe Einsatzbasis in Unternehmen – konkret also die Angst vor Fragen wie “Was passiert wenn ich OpenOffice-Dokumente an Partner schicke?”. Hinzu kommt oft ein Mangel an internem Know-how und die Furcht vor hohen Migrationskosten. Auffällig sei dabei, dass mittelständische Unternehmen eine wesentlich höhere Affinität zu Linux auf dem Desktop haben als große Konzerne.

“Gezielte Aufklärungsarbeit setzt zwar die Hemmschwelle runter”, sagt Velten, “dennoch wird derzeit viel evaluiert und gestestet, nur wenige Projekte werden auch umgesetzt.” So sind derzeit selbst bei großen Unternehmen nur sehr wenige Linux-Desktops installiert. Einen substantiellen Ausbau planen, wenn überhaupt, nur kleine Unternehmen, die theoretisch am meisten von den Skaleneffekten profitieren.

Wesentlich dynamischer entwickelt sich der Markt für Linux-Services, sagt Techconsult-Experte Andreas Zilch. “Gerade durch die zunehmende Reife der Software stellt sich für viele die Frage nach dem entsprechenden Support.” Vor allem bei Neuseinsteigern und unerfahrenen Anwendern gebe es deshalb einen wachsenden Bedarf an Services – dadurch werde der Markt immer komplexer und der Wettbewerb noch intensiver.

Da sich Linux gleichzeitig immer mehr in Richtung Enterprise Computing bewegt, werde für Anbieter die Erfahrung mit Prozessen und Enterprise-Architekturen der Anwender immer zentraler. Vor allem bei Risiko-IT reiche der Community-Gedanke – also das Internet und Kollegen als zentrale Anlauf- und Supportstelle – nicht aus, so Zilch. “Das ist der Bereich, in den ich investieren würde: in Leute, die das notwendige Know-how haben, in bestehende Umgebungen Linux zu integrieren.”