Management der Geschäftsprozesse wird Commodity

Geschäftsprozesse sind nicht in Granit gehauen, sie müssen sich den wechselnden Marktbedingungen schnell anpassen können. Dafür gibt es verschiedene Ansätze.

Unternehmen, die ihre Geschäftsprozesse nicht im Griff haben, können auch nicht gut auf Veränderungen im Markt reagieren. Sie sind bei der Fehlerbehebung und Kundenakquise langsamer als die Konkurrenz und können sich nicht bewegen, wenn es gilt, neue Schwerpunkte zu legen. Doch je schneller sich der Markt verändert, desto schneller müssen sich auch die Geschäftsprozesse modellieren lassen. Dafür ist eine präzise Integrationsarbeit vonnöten, die im Schema einfach aussieht, aber in der Umsetzung viele Stolpersteine beinhaltet. Praxisberichte rund um die eng mit Business Process Management (BPM) verbundenen Workflow-Prozesse erlauben einen guten Blick auf den Status der Produkte und Lösungen. Und sie werden bei allen Mängeln, die sie aufweisen, gebraucht.

“Eine volle, durchgängige Integration und Interaktion aller relevanten Daten und ihre Richtigkeit sind wünschenswerte Ziele, die in der Praxis schwer zu erreichen sind”, meint Stephan Lauer, Geschäftsführer eines Anbieters von webbasierten Branchen-Lösungen, TCC. Er hat vor kurzem ein insgesamt zwei Millionen Schweizer Franken (1,3 Millionen Euro) teures BPM- und Integrations-Projekt abgeschlossen, das zu einem Drittel aus Produktkosten und zu zwei Dritteln aus Service und Integrationsarbeit bestanden hat.

Ein Anbieterwechsel mitten im Projektplan hat die Einführung neuer Prozess-Management-Hilfen offenbar auch nicht einfacher gemacht. “Wir wollten für unsere Kunden Qualitätssteigerung, Standardisierung und eine deutliche Verringerung der Durchlaufzeiten erreichen – hierbei überzeugte uns die Lösung von Staffware”, sagt er auf einer Veranstaltung in München. Die Websphere-Bausteine von IBM seien ausgeschieden, weil ihnen das gefehlt habe, was er ‘Human Interface’ nennt, also eine menschliche Schnittstelle zwischen Lösung, Anbieter und Kunde.

Auf das Staffware-Produkt lässt er auch heute noch nichts kommen, aber nach einem Jahr habe TCC aus zwei Gründen doch noch zu IBM gewechselt. “Wir hatten einen schlechten Projektverlauf, weil die Integration in die rundherum bestehende Websphere-Landschaft schwierig war; außerdem war das Projektteam nicht so gut wie das Produkt”, formuliert er rückblickend die Schwächen beim Staffware-Projekt. So habe er dann ein Team von IBM mit der Lösung ‘Websphere MQ Workflow’ ins Haus geholt, die zusammen mit der webbasierten TCC-Lösung ‘Flow4Web’ besser funktionieren und die Ansprüche erfüllen sollte. “Jetzt haben wir einen einigermaßen durchgängigen Workflow-Prozess, die Kunden können aus allen Prozessen heraus andere Prozesse anstoßen und somit viel schneller reagieren”, sagt er.

Das ist vor allem in der Branche, in der TCC tätig ist, von Vorteil: Es geht hier um Gebäudesicherung, Brandschutz und Prüfung der Sicherheit von öffentlichen und privaten Gebäuden. In der Schweiz ist dies ein großer Wirtschaftsbereich, weil in einem Kanton allein laut Lauer “bei 350.000 Gebäuden zum Teil zehn Jahre lang kein Neubau, aber jedes Jahr Schätzungen” stattfinden.