Streit um den Ausverkauf freier Software

Pläne für die ‘Mozilla Corporation’ und eine ‘Debian Alliance’ sorgen für eine Debatte zwischen Idealisten und Pragmatikern. Wie kommerziell darf freie Software sein?

In der Open-Source-Szene ist eine Debatte darum entbrannt, wie kommerziell freie Software sein darf. Grund dafür ist die Ankündigung der Mozilla-Stiftung, ein gewinnorientiertes Unternehmen zu gründen.

Der Protest ließ nicht lange auf sich warten. Das sei ein Ausverkauf, hieß es in Postings auf den Sites MozillaZine.org und Slashdot.org. Die Chefs der Mozilla Foundation verkauften “den Geist und die Ideale der Community”, schrieb etwa ‘MozillaTom’.

Der Ton in der Debatte um die Kommerzialisierung von freien Projekten werde immer schärfer, kommentierte Gordon Haff, Analyst bei Illuminata. Die “Open-Source-Orthodoxie” müsse sich immer häufiger für ihre Ausgaben rechtfertigen. Und das nicht nur vor den Gegnern, sondern auch vor den eigenen Anhängern.

Am 9. August dürfte der Streit neue Nahrung erhalten. Dann wollen führende Distributoren des Linux-Derivates Debian eine Allianz aus der Taufe heben. Wie diese heißen wird, ist noch unklar. Mal ist vom ‘Debian Core Consortium’ die Rede, dann von der ‘Debian Common Core Alliance’.

In der Allianz werden sowohl gewinnorientierte Unternehmen als auch Non-Profit-Organisationen mitarbeiten, berichteten US-Medien. Unter den Gründern seien Knoppix, Mepis, Linspire, Progeny Linux und Xandros. Ein wichtiges Ziel der Allianz sei es, den Einsatz von Debian in Unternehmen zu fördern, sagte Warren Woodford, CEO von Mepis. Debian solle damit zum Konkurrenten von Novell und Red Hat aufsteigen.

Open-Source-Projekte wie Debian hätten gar keine andere Wahl, als sich kommerziell umzustrukturieren, kommentierte Stacey Quandt, Analystin bei Quandt Analytics. Ein Ziel des Debian-Konsortiums sei es, Support von unabhängigen Softwareherstellern (Independent Software Vendors, ISVs) und Systemhäusern zu erlangen.