Brüssel ermittelt angeblich gegen die Icann

Streitpunkt ist ein Vertrag über die Verwaltung der Top Level Domain .com, den die Icann im Oktober 2005 mit dem US-Registrar Verisign geschlossen hatte.

Die Europäische Kommission soll gegen die Internetverwaltung Icann (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) Ermittlungen eingeleitet haben. Das meldete der britische Branchendienst The Register unter Berufung auf die Lobbygruppe ‘Coalition for Icann Transparency’ (CFIT). Die CFIT hat in Brüssel nach eigenen Angaben eine Beschwerde gegen die Icann eingereicht.

Streitpunkt ist ein Vertrag über die Verwaltung der Top Level Domain (TLD) .com, den die Internetverwaltung im Oktober 2005 mit dem US-Registrar Verisign geschlossen hatte. Die Icann hatte Verisign darin die Verwaltung von .com überlassen. Andere Registrare – darunter Schlund und Partner – hatten jedoch kritisiert, dass die Laufzeit der Vereinbarung nicht begrenzt sei. Verisign könne zudem die Gebühren jedes Jahr um 7 Prozent erhöhen, ohne dafür eine Begründung zu nennen. Das widerspreche der Idee des freien Wettbewerbs, hieß es.

Dieser Einschätzung schließt sich die CFIT in einem Brief an die europäischen Wettbewerbshüter an. Der Vertrag mit Verisign verletze die Artikel 81 und 82 des EG-Vertrages, die den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung verböten. Eine entsprechende Beschwerde habe man auch in den USA eingereicht, hieß es.

Die Erfolgsaussichten der Beschwerden sind derweil ungewiss. Von der EU gibt es keine offizielle Bestätigung. Ihm sei nichts über die Eröffnung eines Verfahrens durch die EU bekannt, sagte Icann-Vorstand Vint Cerf gegenüber heise.de.

Unterdessen gerät die ‘Coalition for Icann Transparency’ ins Zwielicht, weil ihre Finanzierung alles andere als transparent ist. Bislang ist nur ein Hauptsponsor – der kanadische Registrar pool.com – bekannt. Und der dürfte kaum über die Kapazitäten verfügen, um langfristig angelegte Aktivitäten wie Beschwerden bei der EU und in den USA bezahlen zu können.

Die Icann hat unterdessen bei einem Treffen in Vancouver beschlossen, die Einführung einer speziellen Domain für Erotik-Angebote wieder von der Tagesordnung zu nehmen. Nach britischen Medienberichten hatten Lobbygruppen bei der US-Regierung gegen die .xxx-Domain interveniert. Die Icann brauche mehr Zeit, um die Einführung zu prüfen, hieß es jetzt von Icann-Vorstand Vint Cerf.