Der lange Weg vom Hersteller zum Versorger

Computing aus der Steckdose und Abrechnung nach Verbrauch hat sich die IT-Industrie als Ziel auserkoren – auf lange Sicht.

Doch nicht nur die Softwarehersteller haben das Thema für sich entdeckt. Die Power-Prozessoren der neueren Generation von IBM lassen sich auf Prozessorebene für einzelne Betriebssysteme oder Anwendungen aufteilen. AMD und Intel arbeiten unter den Code-Namen ‘Pacifica’ beziehungsweise ‘Vanderpool’ an einer Hardware-Unterstützung für virtuelle Maschinen. Bis dieses Technologie-Bündel jedoch bereit zum Abheben ist, dürften noch ein paar Monate ins Land gehen.

Blades

Dem flexiblen, virtualisierten Rechenzentrum wollen die großen IT-Hersteller durch die Blade-Technologie ein Stück näher kommen. “Blades sind ein guter Ansatz für die Server-Konsolidierung”, fasst Sonja Reindl-Hager, Managerin bei dem Lösungsanbieter VMware, die Vorteile der schmalen Server zusammen. Immer mehr Unternehmen in Deutschland sehen das genauso und stellen ihr Rechenzentrum auf die neue Zeit um.

Dazu gehört oft ein gründlicher Umbau, der den schönen Nebeneffekt hat, dass IT-Leichen entdeckt und entsorgt werden können, Altes nochmal überprüft wird und Bestehendes sich neu bewähren muss. Notwendig wird der Einsatz von Blades, wenn bei Wachstum oder Fusion die Zahl der Server ins Unermessliche wächst oder sich durch die Zusammenführung von Aufgaben einiges Geld einsparen lässt. Da sind Blades unschlagbar, nicht nur weil sie weniger physischen Platz brauchen als herkömmliche Server.

Sie sind oft leistungsfähiger und schneller als die alten Systeme und sorgen für weniger Kabelsalat, wenn die Backplane-Systeme, die bei IBM teilweise sogar redundant ausgelegt sind, intelligent genutzt werden. Außerdem sorgt eine Virtualisierungsschicht für respektablen Lastenausgleich zwischen den Servern – wenn sie gut entworfen sind.

Das gilt auch generell für die Blade-Architektur – und hier fangen auch schon die Sorgen der IT-Leiter an: Bevor mit den schmalen Servern Geld gespart werden kann, muss man sich für eine von mehreren Welten entscheiden. Denn – Virtualisierung hin oder her – die durchgehende Ansprache heterogener Landschaften, in denen vielleicht sogar Blade-Architekturen verschiedener Hersteller stehen, die funktioniert noch gar nicht. Standardisierungsansätze fährt jeder Hersteller bislang getrennt.

Außerdem scheinen die Anwender mit der Hitzeproblematik nicht so gut zurecht zu kommen, wie sich das die Hersteller wünschen. Die dichtere Bepackung der Systeme erfordert schließlich nicht nur intern eine ausgeklügelte Luftströmung in den Blades – extern ist oft ein vollkommen neues Design der Serveraufstellung erforderlich.

Mittelständler sehen sich plötzlich vor dem Problem, dass sie die an der Decke im Serverraum hängenden Klimageräte gegen einen echten Doppelboden mit Lüftungsklappen und allem Schnickschnack eintauschen müssen. Langfristig ist das billiger als die ständige Neuanschaffung von Blades, wenn letztere immer wieder wegen Überhitzung aufgeben müssen. Deshalb behaupten einige Hersteller, Blades seien sowieso nur für die großen Umgebungen gemacht. Darüber lässt sich sicherlich streiten, es gibt auch mittelständische Blade-Anwenderunternehmen, die dem widersprechen würden.

Aber es kann marktweit zu einem Hemmschuh werden, wenn sich die Hersteller nicht auch für kleinere Geldbeutel etwas einfallen lassen. Die brummenden Geschäfte mit den Blades könnten eventuell darunter leiden. Marktforscher sind aber zuversichtlich, dass bis zum Jahr 2009 etwa 1,3 Millionen (Gartner) bis 2,8 Millionen (IDC) Blades verkauft werden. Die Referenzkundenlisten der großen Anbieter Hewlett-Packard, IBM, Fujitsu Siemens und NEC tragen den optimistischen Prognosen Rechnung.