Russland holt als Softwareschmiede auf

Etablierte Geschäftsbeziehungen zu internationalen Unternehmen, ausgewiesene Technologiekompetenz und die räumliche Nähe zu Europa – Russlands ITK-Branche hat eine Aufholjagd gestartet, um sich als Softwareschmiede der Zukunft zu profilieren.

Das Unternehmen bietet hochwertige IT-Outsourcing-Services, ist zertifiziert für den Standard CMMI 5 und entwickelt Software für verschiedene Branchen. Auch Schwergewichte wie Boeing setzen auf Luxoft. “Luxoft verfügt über Kompetenzen bei Online-Lösungen, Dokumentenmanagement, Lösungen für  Großrechner und Unternehmensdaten, die für die IT-Strategie unseres Unternehmens sehr wertvoll sind”, so Scott Griffin, CIO bei The Boeing Company.

Outsourcing-Spezialist EPAM Systems arbeitet intensiv mit der Walldorfer SAP AG zusammen. SAP hat das russische Unternehmen als einen der wichtigsten Partner für die Entwicklung für SAP xApps ausgewählt. Im Entwicklungszentrum von EPAM programmieren mehrere Entwicklerteams in enger Zusammenarbeit mit SAP-Technikern in Walldorf, Palo Alto (Kalifornien) und Bangalore (Indien) neue Applikationen.

“Wir haben EPAM für dieses anspruchsvolle Projekt ausgewählt, nachdem sie unsere Erwartungen bei der Arbeit am ersten SAP xApps übertrafen”, sagt Dennis Moore, Vizepräsident für xApps und zuständig für Emerging Solutions bei SAP. “Sie haben gezeigt, dass sie unsere komplexen Anforderungen erfüllen und sich in unsere anspruchsvolle Technologie einarbeiten können.”

Staatliche Förderung und kulturelle Nähe

Wichtigste Kriterien für eine Zusammenarbeit mit den russischen Experten sind neben ihren Kompetenzen die vergleichsweise niedrigen Löhne. Als Hemmschuh erweist sich für einige allerdings noch immer die politisch instabile Situation und die Intransparenz des russischen Marktes.

Die russische Regierung hingegen hat in letzter Zeit spezifische Programme aufgelegt, um die ITK-Branche im größten Land der Erde zu fördern. Neben steuerlichen Vorteilen für IT-Unternehmen setzt sie dabei vor allem auf Techno-Parks, um innovative Unternehmen anzusprechen, ihnen den Austausch mit russischen Universitäten zu erleichtern und letztlich Investoren anzuziehen.

“Vor allem im Markt für IT-Services sind wir ein ernst zu nehmender Wettbewerber”, sagt Leonid Reiman, Minister für Informationstechnologie und Kommunikation in der russischen Föderation. “Mit einer aktiven, zielgerichteten Politik unterstützt die russische Regierung die heimische IT-Branche dabei, diese führende Position zu erreichen.” Russland habe wie auch andere osteuropäische Länder erkannt, wie wichtig eine erfolgreiche ITK-Branche künftig ist. Bis vor kurzem haben deren Regierungen die Technologie-Unternehmen kaum unterstützt.

“Wir hatten nicht die gleichen Bedingungen, um mit IT-Unternehmen aus Indien zu konkurrieren, wo die Regierung die Technologiebranche schon seit Jahren bevorzugt behandelt”, so Arkadiy Dobkin, CEO bei Epam. “Doch jetzt haben die Politiker mehrere osteuropäischer Länder die Vorteile verstanden und fördern die Branche. In Russland allein konnten die Unternehmen die IT-Exporte in den letzten zwei Jahren verdoppeln und 2005 etwa 1 Milliarde US-Dollar erwirtschaften. Für die nächsten Jahre erwarten wir hier ein Wachstum von über 30 Prozent.”

Helfen wird dabei sicher auch, dass in den IT-Unternehmen die Fluktuation von Mitarbeitern im Vergleich zu Indien noch gering ist. “Russische IT-Experten haben oft eine enge Bindung an das Unternehmen, obwohl der harte Wettbewerb zwischen den Unternehmen um die hellen Köpfe auch hier zu mehr Opportunismus führt”, so Mathias Weber vom Bitkom. “Außerdem ist die Kultur für europäische Kunden vertrauter als in Indien und China.”