Qualitätskontrollen bei Software sind die Ausnahme

Untersuchungen zeigen, dass nur jedes vierte IT-Projekt erfolgreich abgeschlossen werden kann. Dabei bleibt viel Geld aber auch viel Produktivität auf der Strecke.

Diese Zahlen scheint nun eine neue Befragung zum Qualitätsmanagement von Software zu stützen. Denn 78,3 Prozent der europäischen Unternehmen messen dem Problem der Qualitätssicherung offenbar nur einen untergeordneten Stellenwert bei. Sie setzten keine durchgängige, formale Methode zur Sicherung von Qualität bei der Softwareentwicklung ein.

Zwar finde ein Qualitätsmanagement statt, jedoch bei 44 Prozent der Unternehmen lediglich auf Abteilungsebene und dann mit unterschiedlichen Werkzeugen. Rund zwei Drittel der Unternehmen verstehen unter Qualitätssicherung lediglich die Minimierung von Risiken. Nur zwei Prozent der befragten Unternehmen setzen auf ein umfassendes Konzept bei der Kontrolle.

“Software-Qualitätsmanagement beginnt schon beim Design, das geht von A bis Z”, sagt Kurt Aigner im Gespräch mit silicon.de. Aigner ist technischer Spezialist für die Qualitätssicherung bei dem Unternehmen Compuware, das auch bei etwa 200 großen europäischen Unternehmen die Befragung zur Qualitätssicherung durchgeführt hat.

Das Scheitern von Projekten glaubt Aigner, bahnt sich also schon in einem sehr frühen Stadium an. Je weiter Projekte fortschreiten, desto teurer kommt ein Unternehmen ein Fehler oder schlechtes Design zu stehen. Schätzungen gehen dahin, dass eine Fehlerbehebung in der laufenden Produktion um den Faktor 100 teurer ist, als noch in einer frühen Design- oder Entwicklungsphase.

“Innerhalb einer effektiven Qualitätssicherung werden Risiken erkannt und festgelegt. Zu diesem Zweck werden Informationen aus der IT, dem Business und aus der Anwender-Community benötigt”, ergänzt Sarah Saltzman, Solutionsmanger bei Compuware. Denn oft würden Entwickler als isolierte Teams agieren und könnten somit schlecht die nötigen Informationen bekommen und Risiken abschätzen. “Als Ergebnis sehen wir ständig, wie Unternehmen Millionen von Euro auf Entwicklungsprojekte verschwenden, die am Ende erfolglos sind.”

So propagiert das Unternehmen auch, dass Fragen der Qualitätssicherung nicht nur in den Abteilungen beschränkt sein sollen, sondern auch von der Geschäftsleitung selbst ernst genommen werden sollten.

Um die unterschiedlichen Reifegrade von Qualitätssicherung beschreiben zu können, hat Compuware das vierschichtige Modell ‘Quality Level Maturity Analysis’ (QLMA) entwickelt. “Im ersten Schritt sammelt ein Berater Informationen, um den Ist-Zustand eines Unternehmens feststellen zu können”, sagt Aigner. Dann wird der Status des Unternehmens mit anderen Firmen verglichen. In einem weiteren Schritt, legt die Organisation fest, welcher Level der Qualitätssicherung wirtschaftlich sinnvoll ist. Schließlich legt eine Roadmap fest, wann welche Ziele erreicht und welche Prozesse optimiert werden sollen.

“Wir bieten technische Tools, aber auch Beratung und Training sind hier wichtig”, erklärt Aigner von Compuware. “Wir beraten aber nicht betriebswirtschaftlich.” Entscheidend für die Messbarkeit des Erfolges eines Projektes seien auch historische Daten, die mit den Analysen aus den neu installierten Anwendungen verglichen werden.

Aber eine Qualitätssicherung sollte auch mit dem Deployment einer Anwendung nicht enden. Ständige Auswertung der Daten, ermöglicht es Unternehmen schnell auf Veränderungen zu reagieren.