Linux wird zum Service

Vom strikten Microsoft-Shop hat sich Unisys mehr und mehr in Richtung Open Source (OS) Serverlösungen entwickelt. Nicht ausschließlich, aber der Linux-Trend ist für die Amerikaner eine Goldgrube.

“Wir bieten unseren Kunden vor allem für die ersten Schritte in die Linux- oder Open-Source-Welt konkrete Hilfe an; dies heißt, die Produkte vorzubündeln und die Implementierung und den Betrieb auf Wunsch mitzuliefern”, sagte Hans Sparkes, Head of Enterprise Linux bei Unisys, anlässlich der Vorstellung einer neuen Software-Staffel ‘Open and Secure Integrated Solutions’. Diese besteht aus Produkten, wie dem Jboss Application Server oder der OS-Datenbank MySQL, die für die Kunden vorgebündelt und durchgängig Open Source sind.

Eine gewünschte End-to-End-Lösung des Dienstleisters wird dabei aber nicht immer durchgängig selbst hergestellt, sondern mit Partnerprodukten zusammengeschnürt. Sie kommt dann entweder von Red Hats Serverabteilung, aus der JBoss-Middleware-Schublade, oder sie besteht aus einem Mix aus lizenzfreien und kommerziellen Lösungen.

Der Konzern habe für die neuen Produkte aus der erfolgversprechenden OS-Welt den neuen Linux-Kernel angepasst, sagte Sparkes. Vor allem die Bedürfnisse in großen und komplexen Umgebungen seien berücksichtigt worden. Dafür habe der Konzern an der Skalierbarkeit des Kernels geschraubt. Schließlich gehören in Deutschland beispielsweise Organisationen wie das bayrische Justizministerium zu den Kunden. Für Einsteiger biete Unisys inzwischen auch OS-basierte Startblöcke für die serviceorientierte Architektur, sagte er.

Er schließt sich dem an, was Joe McGrath, President und Chief Operating Officer von Unisys, zur Ausweitung auf Linux vor etwa zwei Jahren sagte: “Unsere Geschäftskunden verlangen stabile Linux-Lösungen; vor vier Jahren waren wir die ersten im high-end Windows-Markt. Nun ist es an der Zeit, den Unix/RISC-Markt aufzurütteln.” Und damit Unisys auch hier Marktführer werden könne, biete die Firma, laut Sparkes, vor allem Umstiegshilfen auf OS für die am meisten verbreiteten Systeme im Enterprise- und Government-Umfeld an: Oracle und SAP. “Kunden, die sich dem Update-Zwang nicht mehr unterwerfen wollen und diese Zeit und dieses Geld lieber in ihre Geschäftserweiterung investieren, denken oft über den Einsatz von Linux- oder OS-Systemen nach, wir helfen ihnen dabei”, sagte Sparkes.

Besonders sei für die Anwender dabei die Frage der Überführung der einzelnen Prozesse in die neue Umgebung entscheidend. Unter dem Namen Process Mitigation verfüge Unisys über Programmpakete, die speziell SAP-Kunden und Oracle-Anwendern beim Umzug ihrer Serversysteme helfen soll. Das heiße Migration nicht nur der Daten, sondern der Prozesse. Der Regelfall sei dabei, dass der Kunde, sofern er nicht alles ausgelagert habe, selbst Wissen mitbringe und die Projektierung gemeinsam angepackt werde.

Open Source versteht der Dienstleister dabei aber nicht nur als Mode, sondern als Ansatz  für breitere Geschäftsmodelle, die servicebasiert, offen und flexibel sein sollen. Für Unisys ist also Open Source untrennbar verbunden mit Service Oriented Architectures (SOA), dem neuen Ansatz die Softwarelandschaft für das Business prozessorientiert aufzubauen.

Das klingt bei Ray Moody, einem ausgewiesenen Open-Source-Experten und Fachautor mit mehr als zwanzig Jahren OS-Erfahrung, ganz ähnlich. Er sagte zu den Äußerungen von Unisys-Manager Hans Sparkes: “Linux-Derivate sind so richtig langweilig geworden, sie haben die Zeit als frei schwebende Free Software hinter sich und sind seriös geworden; es gibt Open Source für Business Intelligence, für Customer Relationship Management und sogar für Enterprise Resource Planning – die einzige Herausforderung, die jetzt noch kommen kann, bevor Linux die Welt ganz erobert, ist Linux auf dem Desktop.” Hier werden die Unisys-Produkte aber keine Rolle spielen, da sich der Konzern auf die Server-Welt beschränken will.