Microsoft träumt von Office-Telefonen

Nachdem sich Microsoft den eigenen Traum von einer Welt voller Windows-PCs weitgehend erfüllt hat, hat es der Konzern auf die Telefonanlagen der Bürogebäude rund um den Globus abgesehen.

Dazu plant Redmond einen groß angelegten Vorstoß in den Markt für Unternehmenstelefonie – inklusive Desktop-Telefonen und Videokonferenz-Geräten. Sie sollen von Microsoft entwickelt und von Partnern ab Juni nächsten Jahres verkauft werden.

Microsoft-Software wird dazu die neuen Telefone mit dem Computer verbinden, die dann auch Sprachfunktionalitäten umsetzen können. In der Praxis würde es dann beispielsweise genügen, wenn ein Name in einer Microsoft-Applikation wie Word oder Outlook angeklickt wird, um eine Person anzurufen.

Dazu soll auf der einen Seite die bestehende Produktpalette mit neuen Features angereichert und unter teilweise neuem Namen vermarktet werden. Der ‘Live Communications Server’ zum Beispiel wird ‘Office Communications Server’ heißen und in der nächsten Version Internet-Telefonie sowie Sprach- und Video-Konferenzen ermöglichen. Hinzu kommen Lösungen für Web-Konferenzen über die Technologie ‘Live Meeting’.

Auch beim Server-Software-Programm – wie Exchange oder Active Directory – wird mehr für die Sprache getan. So sollen Nutzer der künftigen Exchange-Version 2007 Voice Mails und Faxe über ihren PC empfangen können  – zudem bekommen sie via Telefon Sprachzugang zu E-Mails, Kalenderdaten und anderen Informationen.

“Heute sind die Menschen mit einer Unmenge von Technologien konfrontiert, die voneinander isoliert sind wie Inseln und Bunker”, sagte der Chef von Microsofts Communications Group Anoop Gupta. “Microsoft bietet einen Ansatz, der dabei hilft dieses Problem zu lösen, indem viele dieser Technologien zusammengebracht werden.”

Auf der Hardware-Seite wird der Konzern dazu Partnerschaften mit dem US-Ausrüster Polycom, dem koreanisch-kanadischen Joint Venture LG-Nortel und dem australischen Unternehmen Thomson Telecom verkünden. Sie alle werden Telefonie- und Videogeräte mit integriertem Office Communicator auf den Markt bringen.

Hinzu kommen weitere Hardware-Partner wie Motorola, Samsung, Plantronics, Tatung, Logitech und Siemens, die Geräte für Konferenzschaltungen, Mobiltelefone und Computer herstellen, die für den Einsatz von Microsoft-Software optimiert sind. Darüber hinaus will man in Redmond weitere Hardware- und Softwarehersteller davon überzeugen, sich für den Bau von Produkten für Kommunikation auf der Microsoft-Plattform zu entscheiden. “Wir werden Hunderte Unternehmen haben, die verschiedene Produkte herstellen”, sagte Jeff Raikes, President der Microsoft Business Division.

Unter anderem soll auch ein Produkt aus Microsofts eigenen Forschungslabors im kommenden Jahr auf den Markt kommen: ‘Office Round Table’ galt unter dem Namen ‘RingCam’ als Vorzeigeprojekt von Redmonds Forschern. Das Gerät bietet eine integrierte Kamera, die sich automatisch auf denjenigen Konferenzteilnehmer ausrichtet, der das Wort ergreift.

All das erklärt auf alle Fälle, warum Microsofts Ausblick auf das kommende Fiskaljahr im April 2 Milliarden Dollar mehr Ausgaben beinhaltete als von den Analysten erwartet. “Bei den Unternehmen war man sich nie ganz sicher, ob es Microsoft mit dem Thema Sprache ernst ist – und dieses Investment ist der Beweis dafür, dass es so ist”, sagte Reuben Chaudhury von Mercer Management Consulting. Die Ciscos, Avayas und Nortels dieser Welt sollten auf alle Fälle diesen Großangriff Microsofts nicht auf die leichte Schulter nehmen.