Buchhalter des Mittelstands

Datev-Lösungen können als Standard im Mittelstand bezeichnet werden: mehr als sieben Millionen Lohn- und Gehaltsabrechnungen sowie 2,4 Millionen Finanzbuchführungen werden monatlich mit den Softwareprogrammen der Nürnberger erstellt.

Verbundphilosophie sagt die Datev dazu, und auch das bedarf einer kleinen Erklärung, um die Logik zu beschreiben, die dahinter steckt. Da mit gleichen Programmen gearbeitet wird, lassen sich die anfallenden Aufgaben individuell aufteilen – von der bloßen Belegerfassung bis zur kompletten Abwicklung der laufenden Buchführung im Unternehmen. “Zwischen diesen beiden Extremen ist jede denkbare Form der Arbeitsteilung zwischen Steuerberater und Betrieb machbar”, so Seyd. Das ist es wohl, was die Software so einzigartig und nahezu konkurrenzlos macht. Rund 160 betriebswirtschaftliche Anwendungen hat das Unternehmen im Angebot.

SAP kommt nicht leicht vorbei

Datev kennt sehr wohl die Absicht von SAP, in den deutschen Mittelstand einzudringen. Für Dieter Kempf, den Vorstandsvorsitzenden der Datev, ist es völlig legitim, dass sich ein Unternehmen neue Nischen sucht, wenn die alten gesättigt sind. “Sollten es allerdings dieselben Märkte sein, die wir auch bedienen, dann wird es zwangsläufig zur Wettbewerbsbegegnung kommen”, sagt er. “Wir wollen alles daran setzen, den Mitbewerbern das Leben so schwer wie möglich zu machen”, lautet seine Parole. Schlaflose Nächte bereitet ihm die neue Marktstrategie von SAP aber nicht. Im Mittelstand bis zu 20 Millionen Euro Jahresumsatz komme man an der Datev nicht so leicht vorbei, so seine Begründung für die Selbstsicherheit. Um diese – und auch die Marktstellung – zu behalten, arbeitet das Unternehmen konsequent an neuen Technologien.

“Wir gehen davon aus, dass zumindest ein nicht unbedeutender Teil der Nutzung von Programmen sich weg von der Maschine und hin in die Netze verlagern wird”, prognostiziert Kempf. Dabei sei es völlig offen, ob es sich in den Systemen um prozess- oder anwendungsorientierte Architekturen handle. Fest steht für ihn lediglich, dass das Internet oder andere Netzwerke in der Abwicklung von Geschäftsprozessen schon bald eine wesentlich stärkere Rolle spielen als das heute der Fall ist. “Als Anhänger einer Theorie der arbeitsteiligen Prozessgestaltung kommt uns diese Entwicklung sehr gelegen, weil alle Prozessbeteiligten jederzeit Zugriff auf die Daten haben”, so seine Überzeugung. Wenn er damit richtig liegt, wird das Wachstum des Unternehmens weiterhin voranschreiten.

Im Geschäftsjahr 2005 hat Datev 581,1 Millionen Euro umgesetzt und lag damit um 0,7 Prozent über dem Vorjahreswert. “Hauptumsatzträger waren analog zu den Vorjahren die Geschäftsfelder Rechnungswesen mit 37 Prozent und Personalwirtschaft mit 28 Prozent vom Gesamtumsatz”, berichtete Kempf bei der Bilanz-Pressekonferenz vergangene Woche. Ende letzten Jahres waren 5390 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt. Das waren zwar nur vier mehr als im Jahr zuvor, aber: “In all den 40 Jahren unseres Bestehens haben wir in jedem Jahr neue Arbeitsplätze geschaffen”, sagt Kempf. Und die zwei kleinen Umsatzrückgänge, die es in der Firmengeschichte gab, lassen sich mit der Einführung des neues Preissystems vor gut zehn Jahren begründen.