Berufsakademie breitet sich zwischen Uni und Berufsschule aus

Nach anfänglich großer Euphorie gehen die Zahlen der Ausbildungsplätze in den IT-Berufen kontinuierlich zurück.

Strategische Professionals sollen die Fähigkeit besitzen, IT-Geschäftsfelder dauerhaft am Markt zu positionieren und strategische Partnerschaften zu schließen. “Mit klar definierten Berufsprofilen, Zertifizierungen oder öffentlich rechtlichen Abschlüssen sowie der neuen Methode beruflichen Lernens, der so genannten Arbeitsprozessorientierten Weiterbildung, hebt sich das IT-Weiterbildungssystem deutlich von andern Qualifizierungen ab”, meint Weißmann.

Dennoch, die Zahl der Teilnehmer, die sich bei den Prüfungs- und Zertifizierungsstellen anmelden, sind nicht berauschend. Insgesamt haben sich bei den beiden akkreditierten Zertifizierungsstellen Cert-It und gps-cert bis zum Jahresende 2005 rund 580 IT-Fachkräfte für eine Personenzertifizierung angemeldet, meldet die Stiftung Warentest. Weißmann begründet die geringen Teilnehmerzahlen mit “derzeit mangelndem Bedarf an Computerspezialisten” in der Wirtschaft. “Junge Leute mit abgeschlossener IT-Ausbildung und IT-Weiterbildung haben grundsätzlich aber gute Karrierechancen”, ergänzt er. Aus- und Weiterbildung sieht er als Sprungbrett für höhere Aufgaben.

IBM und HP fahren auf die BA ab

“In Zeiten, in denen Diplom-Informatiker keinen Job finden, werden Fachinformatiker erst recht keinen bekommen”, meint Werner Altmann, Sprecher des Beirats IT-Weiterbildung in der Gesellschaft für Informatik. Die rückläufigen Ausbildungsplätze wie auch die schwachen Teilnehmerzahlen der IT-Weiterbildung sind für ihn Zeichen konjunktureller Schwäche.

“Die Ausbildung von Fachinformatikern ist nun mal auf einem niedrigeren Niveau anzusiedeln als die von Informatikern mit Bachelor- oder Master-Abschluss”, begründet er, warum Unternehmen eher studierte Fachkräfte einstellen – wenn sie dann einstellen. Den Vorteil der dualen Ausbildung sieht er vor allem darin, dass die jungen Leute während der Ausbildungszeit bereits Geld verdienen und im Gegensatz zu vielen Hochschulen ausreichend praktische Kenntnisse erlangen.

IBM und HP scheinen mit ihrem Übergang zu BA-Studenten genau in diese Kerbe zu schlagen. Big Blue konzentriert seine Ausbildungsaktivitäten ausschließlich auf die Berufsakademie (BA). Im laufenden Jahr werden 180 junge Menschen ein BA-Studium bei IBM beginnen. Ähnliches gilt für Hewlett-Packard. “BA-Absolventen haben nach ihrem Studienabschluss neben fachlichem Wissen auch fundierte betriebswirtschaftliche und Projektmanagement-Kenntnisse”, begründet Bernd Brennenstuhl, Ausbildungsleiter bei HP in Böblingen, die rückläufige Zahl an Auszubildenden in den IT-Berufen und steigende bei den BA-Studenten.