Roboter-Experten rennen selten in die Abseitsfalle

Im Sommer 2006 herrschte Fußballeuphorie pur. Während es für die DFB-Elf nur für den dritten Platz reichte, ist Deutschland Weltmeister im Roboter-Fußball geworden. Den Siegern stehen alle Karrierechancen offen.

Neben dem fachlichem Know-how würden die Spieler an der Entwicklung ihrer Softskills profitieren. Denn wie im richtigen Leben ist der Roboterfußball ein Teamsport, in dem die Spieler aufeinander eingehen und miteinander reden müssen. Riedmiller selbst ist Professor für Neuroinformatik an der Universität Osnabrück und zurzeit für einen Forschungsaufenthalt an der University of Southern California. Das Thema: Weiterentwicklung von lernfähigen humanoiden Robotern.

Auch Oliver Obst hat seine Leidenschaft zur Robotik in die Welt hinaus geführt. Ab Mitte Dezember 2006 wird der promovierte Informatiker für ein Jahr in einem Forschungsprojekt an der australischen Universität Newcastle arbeiten, zwei Autostunden nördlich von Sydney gelegen. Es ist bereits das zweite Mal, dass er in Australien ist. Das erste Mal war er vor sechs Jahren dort – als Teilnehmer des RoboCup 2000.

Obst ist als Student zur Robotik gekommen, hat dadurch seinen ersten Job als Doktorand an der Universität in Koblenz und seinen zweiten als Post-Doc an der Universität Bremen bekommen. “Hier arbeite ich in einem Projekt mit, das sich mit der kommerziellen Verwertung von Ergebnissen aus der Roboter-Forschung in Spielen beschäftigt”, sagt er. Denkbar ist beispielsweise eine Umsetzung der Ergebnisse in Haushaltsrobotern.

Veredelter Lebenslauf

Bei einer Informatiktagung zum Thema Robotik hat er seinen australischen Arbeitgeber kennen gelernt. Für ihn ist klar: “Die Teilnahme am RoboCup ist eindeutig karrierefördernd.” Dazu müsse man nicht einmal Weltmeister sein. Sein bestes Ergebnis war der dritte Platz bei den German Open. Roboter-Spiele werden nicht nur international, sondern auch auf nationaler Ebene ausgetragen. Abwechslung hat das allemal in sein Leben und in seinen Lebenslauf gebracht.

“Bewerbungen, in denen Pflichterfüllungen aufgelistet werden, sind farblos”, meint Alexander Kleiner, ein Informatiker, der an der Universität Freiburg promoviert. Das berichten seine Studenten, wenn sie Erfahrungen aus Vorstellungsgesprächen teilen. Den Personalern würde vor allem das Teamwork imponieren, auf das es in den Spielen ankomme. Kleiner hat in Bremen mit drei Teams teilgenommen und drei Mal den ersten Platz erreicht, unter anderem in der Rescue-Liga. Das sind Roboter, die Menschen nach Katastrophen suchen. In Bremen wurde schließlich nicht nur gekickt.

Die Teilnehmer haben sich auch darin gemessen, welche Roboter schneller Menschen in scheinbarer Not finden können. “Manches, das in Bremen noch wie ein Spiel angemutet hat, wird vielleicht schon bald Wirklichkeit sein”, mutmaßt Kleiner. Wer an den Themen mitarbeite, sei ganz vorne an der technologischen Entwicklung. Eine bessere Empfehlung für Arbeitgeber als den RoboCup gibt es in den Bereichen Robotik und Künstliche Intelligenz wohl kaum.