Die Millennials kommen! Deutsche Firmen am Scheideweg

Die Unternehmen in Deutschland sind offenbar nicht ausreichend auf eine neue Mitarbeiter-Generation vorbereitet. Gerade die ab 1980 geborenen ‘Millennials’ aber werden das Tempo der Veränderungen stark vorantreiben, besagt eine aktuelle Studie.

Tatsächlich herrscht gerade in deutschen Firmen anscheinend noch eine deutliche Diskrepanz zwischen Fremd- und Selbsteinschätzung, sagte Pascal Matzke, Principal Analyst bei Forrester Research bei der Vorstellung der Untersuchung. Demnach fühlten sich die Unternehmen zwar gut vorbereitet für die neuen Herausforderungen – gleichzeitig hapere es aber an den Voraussetzungen, um den Millennials die optimalen Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. 

So gaben 94 Prozent der deutschen Führungskräfte an, sie hätten erkannt, dass junge Mitarbeiter anders kommunizieren und Technologie auf eine andere Weise nutzen als ältere Generationen. 77 Prozent sagten, sie hätten bereits auf die veränderten Bedürfnisse reagiert. Die Studie zeigt aber nach Matzkes Worten, dass tatsächlich nur wenige Unternehmen neue Hilfsmittel oder eine Kultur der Zusammenarbeit in Unternehmen implementiert haben – beides brauche die neue Generation, um erfolgreich zu sein. Oft werde hier auch die Chance verpasst, von der Erfahrung und Arbeitsweise der Millennials zu profitieren.

“Diese Generation zieht einen anderen Nutzen und Nutzwert aus der Technologie”, sagt Matzke. “Vor diesem Hintergrund fordern sie eine flexible Arbeitsumgebung, die eine Work-Life-Balance ermöglicht.” Ein Beispiel ist die Arbeit aus dem Home Office. Die Forrester-Zahlen zeigen, dass sich viele deutsche Firmen diesem Thema nur zögerlich öffnen – im Gegensatz zu andere europäischen Ländern, wo die Arbeit von Zuhause oft offensiver vorangetrieben wird. “Deutlich wird aber auch, dass die ‘Stechuhr-Mentalität’ nach und nach aufgegeben wird. Gerade die Millennials werden weniger zeitorientiert und vielmehr zielgerichtet arbeiten.” Gleichzeitig habe Teamwork und Networking für die Millennials einen wesentlich höheren Stellenwert als für vorangegangene Generationen.

Dabei seien die Übergänge zwischen den Generationen fließend. Forrester unterscheidet hier zwischen ‘Veteranen’ (geboren 1922 bis 1945), ‘Baby-Boomern’ (geboren 1946 bis 1964), der ‘Generation X’ (geboren 1965 bis 1979) – in Deutschland auch bekannt als Generation Golf – und eben den Millennials (geboren 1980 bis 2000). Gerade in Deutschland muss dabei der Einfluss der deutschen Teilung auf diese jüngste Generation berücksichtigt werden – abgesehen davon, dass die Mitglieder dieser Altersgruppe aufgrund verhältnismäßig langer Schul- und Studienzeiten noch kaum in den Unternehmen präsent sind.

Die gesteigerten Netzwerkfähigkeiten der heute um die 20-Jährigen werden sich im Sinne des ‘Social Computing’ auch auf die externe Zusammenarbeit der Firmen mit den Kunden auswirken. “Auf den meisten virtuellen Unternehmensportalen wird derzeit alles, was über den reinen Bestellprozess hinausgeht, relativ stark vernachlässigt. Das ist aber kein spezifisch deutsches Problem, viele Firmen haben offenbar Angst vor ihren Kunden.”

Dabei ist gerade im Kundenbereich die persönliche Interaktion – aller Kommunikationstechnologien zum Trotz – von entscheidender Bedeutung. “Der Kunde vertraut zuerst einer Person, dann einer Firma, dann einem Produkt”, sagt Jo van Onsem, General Manager von Xerox Global Services Deutschland. Xerox hat die Studie ‘Ist Europa bereit für die Millennials?’ in Auftrag gegeben, um zu erfahren, “wie diese Generation aufwächst, die später die Entscheidungen trifft und wie diese Generation mit Technologie umgeht”.

“Unternehmen, die es versäumen, die grundlegenden Bedürfnisse der nachrückenden Arbeitnehmer-Generation zu erkennen und befriedigen, werden benachteiligt sein”, sagt van Onsem. “Sie werden Schwierigkeiten haben, die Wünsche von Partnern und Kunden zu verstehen sowie neue Hochschulabsolventen als Mitarbeiter zu halten.”