VMware soll an die Börse – zumindest ein bisschen

Als “extrem wertvoll” stufen Analysten den Virtualisierungsspezialisten VMware ein. Daraus will die Mutter EMC profitieren, indem sie eines der derzeit interessantesten IT-Unternehmen teilweise an die Börse bringt.

Etwa 10 Prozent der Anteile an VMware will der Speichergigant EMC in einem IPO (Initial Public Offering) in den Handel bringen. “Eines der am schnellsten wachsenden Software-Unternehmen in der Geschichte der Technologie”, sieht EMCs CEO Joe Tucci in dem Virtualisierungsspezialisten.

Im Januar 2004 hatte EMC für VMware 635 Millionen Dollar bezahlt. Und das Wachstum des Software-Herstellers ist tatsächlich beachtlich. Setzte das Unternehmen 2003 noch rund 100 Millionen Dollar um, waren es drei Jahre später schon 709 Millionen. Nun rechnen Analysten vor, dass EMC mit einem IPO von 10 Prozent des Unternehmens mehr als den Kaufpreis wieder einnehmen könnte. Schätzungen sehen den Marktwert von VMware bei etwa 7 Milliarden Dollar. Der IPO könnte dann rund 700 Millionen Dollar für EMC bedeuten.

Die restlichen 90 Prozent an VMware will EMC jedoch weiterhin beibehalten. Wie das Unternehmen mitteilt, sei auch keine Abspaltung von VMware geplant. “Auf lange Sicht wollen wir diesen wertvollen Aktivposten beibehalten”, so Tucci.

“Wir hoffen, dass der Börsengang uns dabei helfen wird, unsere Vision einer virtuellen Infrastruktur für Industriestandards umzusetzen”, kommentierte Diane Greene, President von VMware und Executive Vice President von EMC.

Die Mittel sollen für Neueinstellungen, in die Produktentwicklung und in die Verstärkung des Partnernetzes fließen, erklärt Greene. Sie hält VMware an der Börse derzeit für unterschätzt, aber: “Ganz sicher wird sich niemand beschweren, dass er die Möglichkeit bekommt VMware-Aktien zu kaufen.”

Tucci wolle sich jedoch zunächst um die finanzielle Lage des Unternehmens kümmern und erst im zweiten Schritt um das Wohl der Aktionäre. Auch wolle er mit diesen Mitteln die Unabhängigkeit des Virtualisierungs-Spezialisten wieder stärken. Denn diese Unabhängigkeit von EMC ist für Kunden wie Hewlett-Packard, IBM oder Sun Microsystems, die alle ihre eigenen Angebote für Storage haben, für eine Zusammenarbeit mit VMware entscheidend.

Teilweise warnen Analysten die Anwender, sich nicht über eine allzu große Abhängigkeit von den Virtualisierungs-Technologien von VMware irgendwann unfreiwillig an die Storage-Produkte von EMC zu binden. Der Börsengang könnte solchen Befürchtungen, für die es derzeit noch keine Ursachen zu geben scheint, ein Stück weit entgegenwirken.

Derzeit lässt sich mit ruhigem Gewissen sagen, dass VMware im stetig wachsendem Bereich der x86-Server Marktführer bei Virtualisierung ist. Alternativen wie Xen oder Microsofts Hypervisor, der voraussichtlich mit dem Longhorn-Server Mitte 2008 auf den Markt kommen wird, können derzeit noch nicht die gleichen Management-Tools wie VMware bieten. Da immer mehr Unternehmen auf die Kostenbremse treten müssen, ist das Thema Virtualisierung für viele eine Möglichkeit, zum Beispiel die Auslastung von Servern, die oft nur bei etwa 10 Prozent liegt, über virtualisierte Betriebssysteme zu steigern. Bereits 2003 gab es bei VMware Überlegungen für einen Börsengang. Durch die Übernahme durch EMC jedoch mussten diese Pläne aber auf Eis gelegt werden.