Kunden-Input als Motor für Innovation

Marktbeobachter schätzen, dass in Deutschland derzeit 90 Prozent aller Produktinnovationen als Flop enden. Höchste Zeit für ein intensives Gespräch mit den Endkunden weltweit. Am besten via Web. Doch was tun, damit die Konkurrenz nicht mithört?

Die Notwendigkeit, den Nutzer von der Straße in die Entwicklung einer Erfindung mit einzubeziehen, wird von Unternehmensberatern bereits seit langem gepredigt – die Umsetzung fällt jedoch aus verschiedenen Gründen schwer. “Im Alleingang wird dies keine Firma schaffen. Vielmehr müssen Manager, Forscher und Entwickler über den Tellerrand hinausschauen und den Kunden aktiv in den Innovationsprozess einbinden”, sagt Paul Gromball, Geschäftsführer der Münchner Management-Beratung TMG. “Nur so werden aus Ideen Produkte, die der Konsument wirklich haben will.”

Er bezieht sich dabei auf das so genannte Lead-User-Konzept. Der Begriff Lead User bezeichnet dabei einen Nutzer, der ein bestimmtes Produkt selbst benutzt, damit aber seiner Zeit weit voraus ist. Ähnlich wie ‘Trendscouts’ erkennen solche Nutzer die Trends von morgen – das Prinzip ist vor allem aus der Konsumgüterindustrie bekannt, kommt aber auch in der IT-Branche längst zum Einsatz.

Vor dem Hintergrund der Globalisierung müssen dabei verstärkt regionale Präferenzen von internationalen Endkunden berücksichtigt werden. Erste Firmen haben deshalb damit begonnen, Lead User in der ganzen Welt über das Internet anzusprechen – beispielsweise der Automobilzulieferer Webasto. Ziel war es hier, den chinesischen Markt besser kennenzulernen.

Wie vertraulich ist die Kommunikation?

Einen Nachteil hat eine derartige Kundenbefragung allerdings: Die Seiten sind für jeden zugänglich und daher auch vor dem Wettbewerb nicht sicher. Um das Problem zu beseitigen, bevor es in Zeiten zunehmender Wirtschaftsspionage zu unangenehmen Zwischenfällen kommt, hat Webasto gemeinsam mit TMG das Prinzip der ‘Closed Online Communities’ entwickelt. 

Basis der neuen Technologie ist die Software ‘Knowledge Factory’ von TMG, mit der Informationen über die internen Prozesse eines Unternehmens gesammelt und ausgewertet werden. Zudem kann sie als Fundament für die Transformation einer Firma verwendet werden.

Nun wurde die Lösung um die ‘Closed Online Communities’ erweitert. Dadurch ist der Zugang zu entsprechenden Online-Foren nur noch per Anmeldung möglich – bisher war der Zugang nicht reglementiert. Eingeladen sind Vertreter aus Wissenschaft, Entwickler und engagierte Endverbraucher, die entsprechende Zugangsdaten erhalten. Die Klientel ist so genau bekannt und kann direkt angesprochen werden. 

Das Feature lässt sich laut TMG vergleichsweise einfach in bestehende IT-Infrastrukturen einbinden. Das Management kann zu jeder Zeit und von jedem Ort auf die gewünschten Informationen zugreifen. Laut Gromball sind die ‘Closed Online Communities’ ein weiteres Differenzierungsmerkmal zu SAP oder CRM-Systemen.

Eingesetzt wird das Tool derzeit bei Balluff, einem weltweit agierenden Hersteller von Sensortechnik. Das Stuttgarter Unternehmen arbeitet seit einiger Zeit mit der TMG zusammen und hat sich für ein zusätzliches Feature entschieden: In ‘Closed Online Communities’ sollen die eigenen Mitarbeiter gemeinsam und über alle Hierarchie- und Ländergrenzen hinweg an neuen Produkt- und Geschäftsideen arbeiten.