Teradata soll auf eigenen Füßen stehen

Die Teradata-Hausmesse in Warschau steht traditionell im Zeichen innovativer Einsatzbeispiele. Diesmal dominierte jedoch die Frage, was aus NCR und Teradata nach der geplanten Trennung wird.

Auch Analysten wie Philip Dawson und Andrew Butler von Gartner sehen im Data Warehousing einen großen Wachstumsmarkt – zumal immer neue Anwendungen auftauchen. Dazu zählt etwa die Pay-per-Drive-Versicherung Norwich Union, bei der Autobesitzer nach Fahrverhalten zur Kasse gebeten werden. Das setzt allerdings eine lückenlose Überwachung aller per GPS-Ortsmeldung voraus. Hier entsteht rasch ein Datenvolumen, wie es derzeit nur Teradata-Warehouses bewältigen können.

Risiken des Börsengangs

Die Gartner-Analysten weisen aber auch auf die Risiken hin. Ohne den großen etablierten NCR-Konzern im Rücken ist Teradata den Wagnissen der Börse ausgesetzt. Schon schießen wilde Übernahmespekulationen ins Kraut. Zu den übelsten Szenarien gehört laut Dawson ein Kauf durch Oracle, weil dieser Konzern sich damit vor allem einen Konkurrenten vom Hals schaffen würde – auf Kosten der bisherigen Teradata-Kunden. Sinnvoller erscheint den beiden Garnter-Analysten ein immer stärkeres Zusammenwachsen mit Microsoft. Hier könnte sich ein reiches Microsoft-Toolset am Frontend mit dem zentralen Data Warehouse im Backend hervorragend ergänzen.

Eine rasche Übernahme durch wen auch immer ist jedoch schon deshalb unwahrscheinlich, weil es keine großen Aktienpakete zu kaufen gibt. Die Teradata-Mutter NCR ist selbst eine ehemalige Tochter des Kommunikationskonzerns AT&T, der in den USA ähnlich wie hier die Telekom einst als Volksaktie extrem weite Verbreitung fand.

Aber es gibt noch andere Risiken. Teradata ist schon vor dem Börsengang hoch bewertet und wird sich anstrengen müssen, die Erwartungen der Börsianer zu erfüllen. Bislang ist Teradata vor allem organisch im operativen Geschäft gewachsen. Es ist fraglich, ob die dadurch möglichen Wachstumsraten den Anlegern auf Dauer genügen. Schaden könnte Teradata an der Börse auch, dass es schwer mit Mitbewerbern zu vergleichen ist. Die Lösung von Teradata besteht aus einem Hard- und Software-Bündel, das in dieser Größenordnung bislang niemand anbietet. Allerdings gibt es Pläne von Hewlett-Pakard, mit seinen Tandem-Maschinen in den BI-Markt einzusteigen. Auch IBM könnte hier eine Rolle spielen. Beide IT-Mischkonzerne werden damit aber nicht zu Data-Warehouse-Spezialisten. Ähnliches gilt für Oracle. Aber auch mit den BI-Anbietern wie Cognos oder Business Objects lässt sich Teradata nicht vergleichen, weil diese Werkzeuge eher als Frontend für die Teradata-Plattform dienen.

Hinzu kommt, dass Teradata ohne Konzernmutter auf gute Partnerschaft mit Integratoren aber auch mit BI-Anbietern angewiesen ist. Hier Aufkäufe zu tätigen, würde das Eco-System zerstören, von dem das Unternehmen lebt. Durch die neue Börsenfreiheit ist Teradata daher von Anfang an deutlich eingeschränkt. Um Partner und Kunden nicht zu verschrecken, suggeriert das Unternehmen daher strategische Kontinuität.