Java kehrt zu seinen Anfängen zurück

Die neue Skriptsprache JavaFX Script soll die ursprüngliche Idee hinter der 1995 von Sun vorgestellten Programmiersprache, nämlich die Verbesserung und Erweiterung des Websurfens, neu beleben.

Shankland: Sun-Firmenchef Jonathan Schwartz hat davon gesprochen, die Digitale Kluft überbrücken zu wollen. Ist das ein Teil des Bestrebens von JavaFX Mobile?

Gosling: Das sind zwei unabhängige Dinge. Sicherlich wollen wir kleinere und günstigere Geräte mit möglichst vielen Funktionen ausstatten. Wenn man sich die weniger privilegierten Regionen der Welt anschaut, dann können sich die Menschen dort nicht viel leisten. Einen vollfunktionsfähigen Laptop zu entwickeln ist ein sehr aufwendiges Vorhaben, egal wie weit man es reduziert, aber es ist auch nicht eindeutig sinnvoll. Die meisten dieser Menschen sind von Natur aus mobil. Es gibt sehr viele Bereiche, in denen man Erfahrungen damit gesammelt hat. Die Brasilianer haben zum Beispiel viel Erfahrung im Umgang mit Indianerstämmen am Amazonas. Ein kleiner Formfaktor, einfache und günstige Herstellung und eine einfachere Netzinfrastruktur könnten ein guter Ansatz sein.

Shankland: In der Vergangenheit hat man auf den JavaOne-Konferenzen den Eindruck gewonnen, Sie seien kein Freund von Java als Open Source. Wie denken Sie jetzt darüber, da Java Open Source geworden ist?

Gosling: Ich würde nicht sagen, dass ich kein Fan davon war.

Shankland: Sie hatten aber einige ernsthafte Bedenken. Ich erinnere mich an eine Podiumsdiskussion…

Gosling: Es gab eine ganze Reihe von offenen Punkten.

Shankland: Kompatibilität.

Gosling: Wir haben den Java-Quellcode schon vor langer Zeit veröffentlicht. Es gab einige negative Erfahrungen mit bestimmten Parteien, die sich schlecht verhalten und zu rechtlichen Auseinandersetzungen geführt haben. Hätte man den Markt sich selbst überlassen, dann wäre er zerbrochen. Das hat uns sehr beunruhigt. Wir hatten Situationen, in denen das fast passiert wäre. Ich glaube, das waren wirklich berechtigte Bedenken.

Shankland: Microsoft hatte davon gesprochen, Java aufzuspalten – es zu verunreinigen um eine separate Version zu erhalten, die anders arbeiten würde.

Gosling: Das war deren Angelegenheit. Die hassen das Wort Interoperabilität. Was sich geändert hat ist, dass die Entwicklergemeinde Interoperabilität zu schätzen weiß. Sie schätzt, dass sie eine Anwendung von Mac OS X zu Linux und Windows übertragen kann und dass sie funktioniert. Bei Mobiltelefonen wären wir gerne in einer besseren Situation als wir es derzeit sind, aber bei Desktops und Servern sind wir sehr gut in Form. Heutzutage hat man den Eindruck, dass der Druck des Marktes so groß ist, dass den Parteien, die sich in der Vergangenheit schlecht verhalten haben, dies künftig schwer fallen wird.

Shankland: Es gibt zurzeit keinen Ansatz, Java in eine inkompatible Version aufzuspalten?

Gosling: Das würde zu einer heftigen Gegenreaktion des Marktes führen. Selbst wenn Microsoft dieses Ziel verfolgen würde, so würden sie dies versuchen ohne etwas darüber zu erzählen. Wenn man ein Programm geschrieben hat, dann war es nicht klar, dass es an die Microsoft-Plattform gebunden war. Wenn man explizit sagt, “ich will das an die Microsoft-Plattform anbinden”, dann ist das eine Sache, wenn man aber dahingehend praktisch getäuscht wird, dann ist das etwas Anderes.

Shankland: Was denken Sie jetzt darüber, wo Java Open Source ist? Welches Feedback haben Sie zum Erfolg erhalten?

Gosling: Das ist schwierig zu sagen zum jetzigen Zeitpunkt. Aus einer bestimmten Sichtweise funktioniert die Java-Welt seit zwölf Jahren sehr Open-Source-artig. Die Art und Weise, in der die Java-Community mit uns kommuniziert, Dinge wie der Java Community Process, die Tatsache, dass alle Quellen verfügbar sind – das ist wirklich wie Open Source.

Wenn man sich die frühere Java-Lizenz anschaut, dann war diese der konventionellen Mozilla-Lizenz sehr ähnlich. Wir hatten nur diese Klausel über Tests darin. Jetzt haben wir die vollständige General Public License Version 2 und in den meisten Bereichen der alltäglichen Arbeit ist das keine große Veränderung. Es gibt immer noch mehr, um mit der Community zu interagieren. Ich glaube, wir können auf eine ganz gute Erfolgsgeschichte bei der Zusammenarbeit mit der Allgemeinheit zurück blicken und ich freue mich darauf, noch besser darin zu werden.