Google fordert mehr Visa und Greencards vom Kongress

Google hat verdeutlicht, dass der Erfolg vieler US-Unternehmen auf der Offenheit der USA gegenüber Immigranten basiert.

“Kann Google für uns eine Software entwickeln, um eine Million der besten Leute auf der Welt, die in die USA kommen wollen, zu ermitteln?”, fragte King. “Eine interessante Frage. Ich bin sicher, viele unserer Mitarbeiter würden sich bereitwillig mit diesem Problem beschäftigen”, war Bocks Antwort.

H-1B Visa können in den USA an Ausländer mit besonderen Qualifikationen ausgestellt werden und berechtigen diese für bis zu sechs Jahre, in den USA zu arbeiten. Google unterstützt Konzerne wie Microsoft bei dessen Forderung, die Anzahl der jährlich verfügbaren H-1B Visa für ausländische Experten von gegenwärtig 65.000 drastisch zu erhöhen.

Die vom amerikanischen Kongress geplante Änderung des geltenden Immigrationsgesetzes wird von Interessensverbänden im Technologiebereich vehement abgelehnt. Sie üben Druck auf die Parlamentarier aus, das alte System beizubehalten. Die Einstellung ausländischer Arbeitskräfte wird mit der Änderung des Gesetzes zukünftig noch komplexer und unberechenbarer. So soll das bisherige Greencard-System durch ein leistungsabhängiges Punktesystem, wie es bereits in Kanada, Australien und Großbritannien existiert, ersetzt werden. Das alte System erlaubte den Unternehmen, die für sie am besten geeigneten ausländischen Arbeitskräfte selbst zu akquirieren. Diese Aufgabe will fortan die Regierung übernehmen.

Nach dem neuen System sollen jährlich ungefähr 380.000 Greencards an Ausländer mit der höchsten erreichten Punktzahl verteilt werden. Die Punktzahl stützt sich auf bestimmte Kriterien wie den Ausbildungshintergrund, den Beruf und die Englischkenntnisse. Bonuspunkte werden in den Bereichen Wissenschaft, Ingenieurswesen, Computer-Technologie und System-Analyse vergeben. Die Regierung erhält damit die Kontrolle über das Anwerben von Arbeitskräften.

“Die Regierung kann im besten Fall einen Pool von Kandidaten auswählen, die grob in unser Anforderungsprofil passen. Doch nur das Unternehmen weiß, welche genauen Qualifikationen der Bewerber mitbringen muss und wer den Anforderungen des Jobs am besten gewachsen ist”, gibt Sun-Sprecher Lowell Sachs zu bedenken.

Auch fürchten die Verantwortlichen der Technologiebranchen, dass die Regierung ihre Definition der gefragten Berufsbereiche ändern könnte. Bislang gilt der Technologiebereich als besonderes Berufsfeld, und Kandidaten in diesem Bereich können extra Punkte erzielen. “Es ist völlig unklar, welche Berufe in Zukunft als ‘gefragt’ eingestuft werden und welche nicht. Wenn das Gesetz erst in Kraft tritt, wird es noch eine Menge Unstimmigkeiten geben”, prophezeit Bob Sakaniwa von der Berufsvereinigung der Einwanderungsanwälte, die die Gesetzesvorlage ebenfalls nicht unterstützt.

“Wenn ein Unternehmen eine qualifizierte Person ermittelt hat, die allerdings nicht die erforderliche Punktezahl erzielt, so gibt es keine Möglichkeit für das Unternehmen, diese Person einzustellen. Das neue System macht den Immigrationsprozess noch komplizierter; die Arbeitgeber sind darüber sicherlich nicht glücklich”, urteilt Doris Meissner vom Institut für Einwanderungspolitik in Washington.