SAP räumt bei Oracle-Klage erstmals eigene Fehler ein

SAP hat zum Montag Abend vor dem zuständigen Gericht Erwiderung eingelegt und nimmt somit den Kampf vor Gericht nun doch auf.

Ursprünglich hatte sich der badische Konzern darauf beschränken wollen, die Vorwürfe in Abrede zu stellen und die Klage nicht sofort aufzugreifen. Das hat sich nun geändert, doch nicht nur das.

Wie die SAP jetzt mitteilte, gibt der Konzern den Vorwürfen in Teilen sogar recht. Die Erwiderung an sich ist derweil veröffentlicht worden. SAP bestätigte, dass die Geschäfte mit neuen Prinzipien und besseren Kontrollen weitergingen. SAPs auf Maintenance spezialisierte Tochter TomorrowNow sei allerdings berechtigt, im Auftrag seiner Kunden von der Website des Erzrivalen Oracle Material herunterzuladen, teilte der Konzern mit. Ein überraschendes Zugeständnis ist aber, dass SAP jetzt äußerte, einige “Fehlerbehebungen und Wartungsdokumente” seien in unangemessener Weise heruntergeladen worden. Das stellt im Vergleich mit den vergangenen Wochen einen kleinen Politikwechsel dar.

Oracle wirft seinem deutschen Konkurrenten Industriespionage vor und hat ihn deshalb vor einem US-Gericht verklagt. Europas größtes Softwareunternehmen betonte in der Klageerwiderung, dass die Daten bei dem Tochterunternehmen verblieben seien. SAP habe selbst “keinen Zugriff auf geistiges Eigentum von Oracle” gehabt. In diesem Zusammenhang erklärte SAP, dass die Geschäftsstrukturen von TomorrowNow und SAP bewusst durch eine Firewall getrennt seien. Diese Firewall sei so aufgebaut, dass weder die SAP AG noch SAP America über TomorrowNow Zugang zu geistigem Eigentum von Oracle hätten.

SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann sagte, dass für ihn selbst ein einziger unangemessener Download inakzeptabel sei und SAP diesen Vorfall sehr bedauere. Die Kontrolle werde verstärkt, die Mitarbeiter von TomorrowNow stärker sensibilisiert. Zu den angekündigten Maßnahmen zählt unter anderem die Ernennung von SAP-America-CEO Mark White zum Executive Chairman von TomorrowNow. Er soll künftig das Geschäft inklusive der Compliance-Programme leiten. Der bisherige TomorrowNow-CEO Andrew Nelson wird nunmehr an Mark White berichten.

TomorrowNow lade nach SAP-Angaben häufig Wartungsmaterial von der Oracle-Website. TomorrowNow hat als Drittanbieter für Softwarewartung genau so ein Geschäftsmodell. Der früher selbständigen TomorrowNow, die Partnerschaften mit allen großen Konzernen haben musste und muss, um ihre Geschäfte zu tätigen, war keine solche Klage aus Kalifornien ins Haus geschneit. Erst unter dem SAP-Dach wird die Geschäftspraxis der Tochter von dem Rivalen Oracle sehr genau unter die Lupe genommen und missbilligt. TomorrowNow, so hieß es jetzt von SAP, sei aber davon abhängig, dass die Kunden es ihrem Dienstleister erlaubten, mit Hilfe des Kunden-Passwortes auf Wartungsmaterial zuzugreifen, um so Wartung und Service für die Oracle-Anwendungen leisten zu können.