Handy-Telefonate am Steuer verursachen statistisch keine Unfälle

Telefonieren am Steuer ist gefährlich, so die landläufige Meinung, die sich aus gesundem Menschenverstand und zahlreichen Untersuchungen nährt.

Das größte Risiko, so scheint es, ist dabei von der Polizei erwischt zu werden. (In Deutschland werden dabei rund 60 Euro und ein Punkt in Flensburg fällig). Diesen Schluss zumindest legt nun eine Untersuchung der Universität Berkeley nahe. Dabei haben zwei Doktoranten statistische Spitzenwerte von Autounfällen und Telefonanten mit dem Handy hinterm Steuer miteinander verglichen. Der Studie liegen Zahlen aus den Jahren 2002 bis 2005 zu Grunde.

“Wir waren ziemlich schockiert”, gibt Saurabh Bhargava, der Co-Autor der Studie zu. Denn schließlich würden diese Ergebnisse die Gefahren des Telefonierens am Steuer relativieren und die unverantwortliche Gefährdung des eigenen und des Lebens anderer in ein neues Licht stellen.

Die Studenten haben die Entwicklung der Handy-Nutzung der zurückliegenden Jahre beobachtet. So verbringt ein durchschnittlicher Handy-Nutzer rund 740 Minuten mit Gesprächen am Telefon. 1993 waren es jährlich noch etwa 140 Minuten. Zudem gaben in einer weiteren Untersuchung etwa 40 Prozent der Autofahrer an, während der Fahrt zum Telefon zu greifen. Eine weitere Studie zeigte, dass zudem 44 Prozent bis 9 Uhr abends und damit auf günstigere Einheiten warten, um zu telefonieren. 

Solle zwischen Verkehrsunfällen und der Handy-Nutzung am Steuer ein Zusammenhang bestehen, so müsse sich diese Entwicklung also auch in der Unfallstatistik niederschlagen, so die Annahme der Forscher.

Also haben die Wissenschaftler die Zahl der tödlichen Autounfälle der Jahre von 1987 bis 2005 analysiert. In den meisten Staaten sei die Zahl der Unfälle jedoch gesunken oder zumindest gleich geblieben. Auch in der wichtigen Zeit ab um 9 Uhr herum, so die Forscher, sei die Zahl seit 1990 konstant.

“Vielleicht sind die Autofahrer nicht so irrational, wie wir denken”, kommentierte ein Forscher die Studie. Möglicherweise passen die Fahrzeugführer ihre Fahrweise an das erhöhte Risiko durch das Telefonieren an und vermeiden so gegebenenfalls Unfälle. So würde beim Telefonieren etwa auf eine vergrößerte Distanz zum Vordermann geachtet. Jedoch treffe das nicht immer zu. Bei schlechten Bedingungen etwa sollte das Handy besser nicht gezückt werden. Auch Führerscheinneulinge oder Personen mit wenig Fahrpraxis sollten das Handy während der Fahrt nicht benutzen, raten die Forscher. Bei Fernfahrern hingegen könnte sich ein Gespräch am Telefon hingegen wieder positiv auf die Sicherheit auswirken.

Auch wenn “keiner der weiteren Analysten einen Zusammenhang zwischen Handy-Nutzung und Verkehrsunfällen belegen konnte”, wollen die Forscher ihre Studie nicht als Aufforderung zum Telefonat während der Fahr missverstanden wissen. Denn: “In Einzelfällen kann das Telefonieren am Steuer stets das Risiko erhöhen.”