Missbrauch der Virtualisierung zu niederen Diensten

Virtualisierung kann mehr als bei der Konsolidierung helfen. Das scheint sich noch nicht sehr weit herumgesprochen zu haben. Hersteller und Analysten wollen das ändern.

Wie aus einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts IDC hervorgeht, wird Virtualisierung heute vor allem für Partitionierungsaufgaben verwendet. Clustering und der Einsatz von Virtual Machines sind auch auf der Agenda der Anwender. Grid Computing und High Performance Clustering werden eher im High Performance Computing verwendet.

“Alles in allem haben die Kunden aber noch eine gewisse Scheu, die fortgeschritteneren Funktionen zu verwenden, die Virtualisierung bietet”, sagte Chris Ingle, Consulting and Research Director, Systems bei IDC. Zunächst müsste die Branche aber verstehen, dass Virtualisierung derzeit noch für jeden etwas anderes bedeute. “Während die Großunternehmen, die mit neuen Techniken Erfahrung haben, ihre Finger auch nach den modernen Funktionen ausstrecken und Neues testen, ist die Reihenfolge bei den durchschnittlichen Anwendern eine andere. Wir sehen oft, dass Virtualisierung meist klein anfängt.”

Das heißt, dass die von IDC befragten Anwender in einer kürzlich fertig gestellten Studie äußerten, dass sie die Technik nicht sofort an große Aufgaben setzen. “Die Testumgebungen für Virtualisierung sind am Rande, oft sehr abgrenzbar und werden sehr vorsichtig erweitert. Aus dem Testfeld bewegen sich die Funktionen schrittweise durch verschiedene Umgebungen und werden erst wenn sie sich ansonsten bewährt haben, beispielsweise bei SAP und Datenbanken eingesetzt. Doch genau hier lässt sich der größte Vorteil durch Virtualisierung generieren.”

Zwar sei die Akzeptanzrate hoch, doch die Umfrage habe gezeigt, dass oft erst 7 Prozent der installierten Server virtualisiert seien. Dabei würden vor allem die neu angeschafften Server virtualisiert. 69 Prozent der befragten IT-Manager sagten, dass die virtualisierten Produkte nicht älter als 12 Monate seien. 49 Prozent der Befragten sagten, dass sie die für nächstes Jahr geplanten Servereinkäufe mit virtualisierten Funktionen einplanen. Das zeige einerseits, dass die Akzeptanz am Markt real sei. Andererseits sei es aber ein Indiz dafür, dass die Kunden noch einiges an Scheu haben. Sie setzten die Virtualisierung allzu selten für die Operation mit verschiedenen Betriebssystemen und komplexere Konsolidierungen ein. Simplere Aufgaben unterschiedlichster Art würden dagegen gerne virtualisiert angegangen.

Dabei sei die Penetration von Virtualisierung am höchsten in Linux-Umgebungen. 20 Prozent der Linux-Plattformen sei derzeit schon virtualisiert. Über die nächsten 12 Monate hinweg müsse sich die Branche aber darauf einstellen, dass auch sehr viele Windows-Systeme virtualisiert werden: 76 Prozent der neuen Windows-Server sollen virtualisiert betrieben werden, sagte Ingle.

“Für viele der Anwender ist immer noch der Hauptgrund für den Einsatz, Kosten zu sparen. Die spannenden neuen Tricks, die Virtualisierung ihnen beibringen könnte, werden erst ganz langsam näher betrachtet”, so Ingle. Auf dem zweiten Platz der Gründe für den Einsatz war demnach die einfachere Verwaltung. Die “Antwort auf Veränderungen im Unternehmen” gaben auch viele Kunden an. Nur ein Viertel der Befragten sagten aber, dass sie die Technik wegen der Funktionen eingekauft hätten. Konsolidierung und Verfügbarkeit führten die wenigsten Kunden als Grund an.

Für Itanium- und Windows- oder Linux-Nutzer gleichermaßen sei der Einsatz ein Spiegelbild der bereits installierten Basis. Der Einsatz sei zwar bei Großunternehmen weiter vorangetrieben, doch die Virtualisierung setze sich nach Ansicht von IDC über alle Firmengrößen hinweg durch. “Die Kunden sehen möglicherweise nicht die technischen Unterschiede in der Performance der einzelnen Plattformen, sondern betrachten den Vorteil über das ganze Rechenzentrum hinweg. Daher wird die Virtualisierung über alle Branchen hinweg entsprechend der zuvor installierten Servergrundlagen verwendet.”

Sie setzen Virtualisierung vor allem für Konsolidierung auf ein und derselben Plattform ein. “Erst eine Minderheit von IT-Leitern wagt sich demnach an Projekte heran, die nicht beschränkt sind. Sie packen strategische Aufgaben damit an und versuchen, durch Virtualisierung die Antwortzeiten ihrer gesamten IT-Infrastruktur in Bezug auf ihren Geschäftsbedarf zu verbessern; die gute Nachricht für Hersteller ist aber, dass die Kunden die Virtualisierung als eine ausgereifte Technik betrachten, für die es Ergänzungen und Support gibt, die also ganz reell gekauft und eingesetzt werden kann”, sagte Ingle.