BEAs ‘Nein’ zu Oracle eröffnet Bieterschlacht

HP und Microsoft könnten sich bereits das Kostüm des Weißen Ritters anprobieren: BEA Systems hat das Angebot von Oracle zur Übernahme abgelehnt. Jetzt könnte eine Bieterschlacht folgen.

Die Antwort von BEA auf das Angebot von letzter Woche, von Oracle gekauft zu werden, war kühl: Der gebotene Preis von 17 Dollar pro Aktie oder rund 6,66 Milliarden Dollar für das komplette Buyout würde den Softwarehersteller ganz entscheidend unterbewerten. Das Board of Directors von BEA Systems, hierbei namentlich vertreten durch William Klein, Vice President of Planning and Development BEA Systems, lehnte das Angebot ab.

Oracles Angebot gilt einem Middleware-Anbieter, der sich für den Trend zu Service-orientierten Architekturen (SOA) empfohlen hatte und mit seiner Middleware im Markt für Java Application Server technologisch vorn mitspielt. Als vergleichbar mit dem Appserver von BEA gilt beispielsweise IBMs ‘WebSphere’. Für Oracle wäre die Middleware hausintern für den Aufbau der integrierten Suite ‘Fusion’ von großem Interesse. Wie Oracle-President Charles Phillips am vergangenen Freitag sagte, wolle der Konzern den Zukauf “schnell und freundlich” über die Bühne bringen.

Unfreundlich könnte es jetzt allerdings doch noch werden. BEAs Weigerung gilt schließlich nicht prinzipiell einem Verkauf, sondern nur dem potentiellen neuen Besitzer Oracle, und auch das nur zum gebotenen Preis. Die Namen, die bereits in der Vergangenheit als Interessenten der – erfolgreich unabhängig gebliebenen – BEA gehandelt worden waren, lauten: Microsoft und Hewlett-Packard, möglicherweise auch IBM oder gar SAP. Erste Marktbeobachter befürchten eine Bieterschlacht. Möglicherweise könnte sich der Bieterprozess, den Oracle eigenen Angaben zufolge aufrechterhalten will, so lange hinziehen wie der Kaufprozess von PeopleSoft durch Oracle.

Der Bea-Manager ließ allerdings in seinem Brief an Oracles Charles Phillips keinen Zweifel daran, dass der Hersteller sich auf einem harten Kampf einstellt. Er schrieb, dass BEA sich bewusst sei, dass das Interesse ernsthaft sei. Dennoch wisse BEA sehr genau, dass es sich bei Oracle mittlerweile um einen direkten Konkurrenten von BEA handle. Das habe BEA bereits mehrmals gegenüber Oracle klar zum Ausdruck gebracht. Und deshalb scheue BEA einen langen und disruptiven Verkaufsprozess mit Oracle, bei dem möglicherweise sensible Informationen an den Interessenten gelangen würden, die das Geschäft von BEA gefährden könnten. Die beiden Firmen konkurrieren durch Oracles breite Produktpalette in beinahe jedem Sektor, den BEA mit seinen Produkten abdeckt. Das schließt die SOA-Welt mit ein, die BEA mit einem eigenen Enterprise Service Bus, einer eigens entwickelten Architektur und umfangreichen Anwendungen und Funktionen bedient.

Auf der anderen Seite stehen aber die aktuellen Finanzzahlen von BEA wegen verspäteten SEC-Filings noch aus. Und diese könnten den Preis nach oben schrauben, deutete Klein in dem Schreiben an Phillips an. Dieses Dilemma zwischen Preisgabe und Zurückhalten von Informationen könnte an sich schon den Preisvorschlag steigen lassen. BEA werden von dem Marktforschungsunternehmen Yankee Group große Chancen eingeräumt, einem Kauf durch Oracle zu widerstehen. Auf der anderen Seite steht Oracle als wahrer Nimmersatt. Allein in diesem Jahr hat die Company von CEO Larry Ellison neun Firmen verschlungen: Hyperion, TangoSol, die von der Firma AppForge übrig gebliebenen Assets und Produkte, Lodestar, Agile, Bharosa, Netsure, Bridgestream und LogicalApps laufen jetzt unter dem Oracle-Dach weiter, was den Konzern zum Alphatier unter den kaufbereiten Softwarekonzernen macht. In den vergangen drei Jahren kommt Oracle gar auf mehr als 30 Zukäufe.

Derzeit gilt BEA nach IBM als Nummer zwei am Markt für Middleware, gefolgt von Microsoft. Durch den Kauf würde Oracle an diese begehrte Position rücken, teilte der Marktforscher Citi mit. Wie auch immer eine eventuell anstehende Bieterschlacht ausgehen wird: Die Kunden haben vorerst nichts zu befürchten. Oracle als erster ernsthafter Bieter hat bereits mitgeteilt, dass sich für sie nichts ändern werde.