Der Mainframe ist der natürliche Feind der SOA

Eine serviceorientierte Architektur ist eine große Herausforderung – nur unter Anleitung von Experten kann sie funktionieren. Ein Interview mit Marcel den Hartog, Marketing Director Mainframe & Security EMEA bei CA.

silicon.de: Herr den Hartog, das größte Problem von Unternehmen, vor allem wenn sie etwas größer sind, ist die Konsolidierung. So war es und so wird es auch in Zukunft sein – vorausgesetzt eine serviceorientierte Architektur (SOA) macht das Einbinden neuer Geschäftszweige und -teile nicht deutlich einfacher. Frage an den Experten: Wird SOA bei der Konsolidierung helfen?

Marcel den Hartog: Nein.

silicon.de: Ich hätte eine etwas ausgewogenere Antwort erwartet, etwa in der Art: Bei sehr großen Unternehmen eher ja, ansonsten eher nein…

den Hartog: Ich bin absolut davon überzeugt, dass SOA nicht helfen wird. Ich kann Ihnen das gerne erläutern: Mit den Servern passiert heute das selbe, was im Storage-Umfeld vor fünf Jahren von statten ging – man hat sich einfach mit neuer Hardware eingedeckt, wenn man an Kapazitätsgrenzen stieß. Irgendwann haben Unternehmen aber dann entdeckt, dass man diese Terabytes an Daten auf all diesen Discs nicht mehr managen kann. Nun stellen sie das selbe bei den verteilten Servern fest: die schiere Menge erschlägt sie. Transaction-Server, Database-Server, Application-Server… Dann kam ein cleveres Kerlchen in der IT-Branche auf die Idee, SOA einzuführen, um so dieses Chaos unter Kontrolle zu bekommen. Also, so meine Wahrnehmung, versuchen Unternehmen heute eine serviceorientierte Architektur über eine bereits nicht mehr zu managende Server-Architektur zu stülpen. Aber das macht das Chaos immer nur noch schlimmer, weil nur kleine Teile der SOA sich auf jeweils einen Server finden.

silicon.de: Ist das nicht ein wenig sehr pessimistisch? Gibt es in Sachen SOA denn gar nichts Positives zu berichten?

den Hartog: Naja, das Chaos wurde dank SOA nicht so groß, wie ich das eigentlich erwartet habe. Manchmal funktioniert das sogar – dank einer ausgeklügelten Strategie. In der Regel fehlt die aber, die Folge sind eine ganze Reihe erbärmlich gescheiterter Projekte.

silicon.de: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Hindernisse für ein erfolgreiches Projekt?

den Hartog: Nach wie vor laufen die wirklich kritischen Geschichten eines Unternehmens auf dem Mainframe. Also sollte man erwarten, dass SOA zuallererst für Mainframe-Architekturen geschrieben werden. Das ist aber nicht der Fall. Mischen sich die Mainframler in die SOA ein, werden sie als schrecklich lästig empfunden. Und das sind sie auch, denn sie wollen die Kontrolle über Ihre Maschine behalten! Ein Mainframe ist zumeist zu über 90 Prozent ausgelastet, all die Vorgänge werden genauestens überwacht. Sollen zusätzlich SOA-Komponenten installiert werden, wollen die Betreiber genau wissen, was wo und wie liegt und funktioniert. Das kostet die SOAler Zeit und Nerven.

silicon.de: Ein SOA-Projekt ist also von vornherein zum Scheitern verurteilt? Nichts zu machen?

den Hartog: Alle erfolgreichen SOA-Projekte, die ich gesehen habe, fußten auf einer langen und ausführlichen Projektplanung. Alle beteiligten Parteien wurden bereits im Vorfeld mit einbezogen. Vor allem aber braucht es Tools, um Fehler in Transaktionsketten herausfiltern zu können. Wichtig ist auch, dass es nur einen Besitzer der Plattform gibt, auf der eine SOA implementiert werden soll, nicht fünf. Meistens aber scheitern SOA-Projekte daran, dass die Software-Anbieter diese noch nicht unterstützen. Oft wird das erst während der Phase der Implementierung bemerkt.

silicon.de: Ihr Fazit lautet also: Hände weg von SOA?

den Hartog: Nein, im Gegenteil, Sie müssen sich nur mit den richtigen Software-Anbietern einlassen. Rein zufällig (lacht) haben wir bei CA eine ganze Palette an Produkten, die einem wirklich dabei helfen können, eine SOA aufzubauen. Natürlich mussten auch wir uns bereits vor Jahren mit der Materie auseinandersetzen – um gegen die Konkurrenz nicht ins Hintertreffen zu geraten. Also haben wir dafür gesorgt, dass all unsere Software auf eine SOA hin ausgerichtet ist und untereinander kommunizieren kann. Dabei haben wir erst erkannt, wie unglaublich kompliziert sowas ist! Daher haben wir beispielsweise Wily gekauft, das Wissen von denen hätten wir gar nicht selber entwickeln können – zumindest nicht so schnell. Selbst SAP nutzt die Wily-Runtime, um die Performance ihrer Web Services zu überwachen.

silicon.de: Die Wily-Technologien haben Sie auch inhouse eingesetzt?

den Hartog: Genau. Und wenn eine Riesenfirma wie CA das Wissen für eine SOA nicht selbst entwickeln kann, wie könnte man das dann von den Kunden da draußen verlangen? Ich muss gestehen, dass SOA eigentlich eine Supersache ist, es ist ein brillanter Ansatz, aber es funktioniert nur unter Anleitung von Experten.