Burton wirft Gartner Doppelzüngigkeit vor

Während des Frühjahrs-Symposium/Itxpo von Gartner in Las Vegas hat Forschungschefs Ken McGee für Aufregung gesorgt. Seine These: Nur die IT könne die USA davor bewahren, tief in die Rezession zu schlittern. Die Analysten der Burton Group halten diese Aussage für blanken Blödsinn – der Krieg der Analysten ist ausgebrochen.

Die Berater der Burton Group halten den Vortrag von McGee sogar für so hochgradigen Blödsinn, dass sie dazu auf Anregung von silicon.de in ihrem Blog Stellung genommen haben. Gegenüber silicon.de haben sie ihren Unmut nochmals präzisiert. Insbesondere missfällt ihnen, dass die von Gartner erhobene Forderung nach mehr Innovation mit den von der Analystenvereinigung tatsächlichen vorgebrachten Vorschlägen unvereinbar seien. Diese liefen nämlich in erster Linie auf Stellenabbau hinaus.

“Ist es nicht erstaunlich, dass der eine Teil von Gartner Innovationen als den Notausgang für die in die Rezession abgleitende US-Wirtschaft bezeichnet, während der andere Teil Unternehmen in erster Linie dazu rät, Personal abzubauen? Währe es nicht klüger, Unternehmen zu raten, ihre gesamte IT-Kompetenz und ihre Budgets auf Innovationskraft hin auszurichten? Das kommt in der Vorschlagsreihe von Gartner aber noch nicht einmal vor”, empört sich Mike Rollings, Senior Ananlyst des Burton Executive Advisory Program.

“IT-Abteilungen haben alle Hände voll zu tun, Rechtssicherheit zu gewähren, nachgefragte Services zu liefern und Projekte durchzuführen. Bis vor kurzem galt es als revolutionär, die Mitarbeiter unabhängig von ihren Schreibtischen zu machen, die Arbeitskraft quasi zu virtualisieren und Informationen überall und jederzeit anbieten zu können. Heute gilt dies als selbstverständlich – und als heißer Kandidat für das Outsourcing”, erläutert sein Kollege Ken Anderson. Anderson ist ehemaliger Chief Information Officer bei Novell und war bei Google als Director IT tätig.”Es reicht einfach nicht, neue Wege zu suchen, die Kosten zu drücken. In Zukunft muss sich die IT eng mit dem Geschäft verzahnen und bereit sein, neue Geschäftsideen schnell umzusetzen.”

In diesem Punkt scheinen die Positionen der Analystenhäuser nicht sehr weit zu divergieren: McGee hatte “Innovationen der dritten Art” gefordert. Er bezog sich damit auf eine spezielle Art der Definition von Innovation, wie sie Gartner vornimmt: Die erste Art ist, wenn sich die IT-Abteilung um drängende Probleme im Unternehmen kümmert. Alltagsjobs also. Die zweite Art der Innovation bedient die Bedürfnisse der Business-Manager. Dabei geht es also nicht um die Pflege der IT-Infrastruktur sondern der Geschäftsbeziehungen. Die dritte Art jedoch, so McGee, löst Geschäftsprobleme, die zuvor von der IT-Abteilung aufgedeckt wurden. CIOs müssen lernen, proaktiv zu handeln.

Die Kritik der Burton Group setzt da an, wo für Gartner die tatsächliche Innovation beginnt. Für Gartner bedeute Innovation schlichtweg, Personal auf die Straße zu setzen. Das sei eine komplett falsche Verzahnung von IT und Business, so Chris Howard, VP und Director des Executive Advisory Program der Burton Group. “Gartners Vorschläge gehen an einer echten Partnerschaft zwischen IT und Business vorbei. Proaktiv zu sein bedeutet nicht gleich innovativ zu sein. Das ist auch der Schwachpunkt, den wir in heutigen Unternehmen ausmachen: Viele oft technisch exzellent ausgeführte Implementationen, die keinen wahren Wert für die Geschäftsbeziehungen haben. Was helfen Innovationen, wenn sie die Geschäftsziele nicht unterstützen? Die von Gartner angeregte “dritte Art” hebt die IT lediglich auf den Level des Erwartbaren – macht die IT aber nicht zu einem echten Partner.”

Wie große Organisationen seiner Ansicht nach am besten auf die aktuellen Anforderungen reagieren, hat Howard zur CeBIT auf silicon.de detailliert erläutert. Lesen Sie den ersten und den zweiten Teil des ausführlichen Interviews.