Neues zum Microsoft-Novell-Abkommen

Offenbar hat bei Microsoft ein Umdenken stattgefunden: Der Hersteller sucht verstärkt den Anschluss an andere Technologie-Plattformen wie beispielsweise Linux. Microsoft Deutschland hat sogar eigens eine neue Stelle für Interoperabilitätsfragen geschaffen: Mit der verantwortungsvollen Aufgabe wurde die 36 Jahre junge Sandra Schäfer betraut. silicon.de sprach mit ihr.

silicon.de: In manchen Bereichen konkurrieren Microsoft- und Open-Source-Produkte. Gräbt sich Microsoft mit einer eigens einberufenen Interoperabilitätsstrategie nicht auch selbst das Wasser ab?

Schäfer: Wettbewerb stärkt den Markt und der Kunde entscheidet sich für die geeignetste Lösung. Wenn wir über Open Source sprechen, dann würde ich gerne zwischen dem Prozess der Software-Entwicklung und den OSS-basierten kommerziellen Produkten unterscheiden. Der Open-Source-Prozess beinhaltet unter anderem das Entwickeln, Testen und Einreichen eines öffentlich verwendbaren Sourcecodes. Die Entwicklung basiert auf einem durch die Community befürworteten Entwicklungsprozess und auch das Ergebnis ist getrieben durch diese Community. Dies unterstützen wir und aktuell gibt es mehr Open-Source-Applikationen mit Windows als mit jedem anderen Betriebssystem. Wir stehen natürlich mit kommerziellen OSS-Anbietern im Wettbewerb, nicht aber mit dem OSS-Business-Modell.

Im Sinne der Interoperabilität möchten wir unsere Kunden bestmöglich unterstützen. In unseren Interoperabilitätsaktivitäten, gerade auch mit den lokalen Open-Source-Anbietern, sehen wir eine weitere Stärkung des lokalen Marktes für unsere Partner und auch für die Microsoft-Produkte. Daher engagieren wir uns zum Beispiel auch in der OSBF (Open Source Business Foundation), dem Interoperability Executive Customer (IEC) Council, der Interoperability Vendor Alliance, der Document Interoperability Initiative und einer Reihe weiterer Initiativen.

silicon.de: Wie bewerten sie die Ankündigung, dass Microsoft nach langem Hin und Her nun doch auch das standardisierte Format ODF nativ in Office unterstützen will?

Schäfer: Das ist ein konsequenter Schritt innerhalb unserer Interoperabilitätsstrategie. Microsoft Office ist weit verbreitet und für unsere Kunden ist die Sicherheit und zukunftssichere Nutzung ihrer Daten wesentlich. Da wir in ODF nicht alle diese Anforderungen umgesetzt sehen, haben wir OOXML entwickelt. Wir möchten aber unseren Kunden eine möglichst große Auswahlmöglichkeit bei der Nutzung von Dokumentenformaten geben. So unterstützen wir in Microsoft Office neben ODF auch Formate wie PDF und XPS nativ. Damit verbessern wir die Interoperabilität eines unserer Kernprodukte maßgeblich und kommen den Bedürfnissen unserer Kunden entgegen. Gemäß unserer Interoperabilitätsprinzipien werden wir auch aktiv an der weiteren Entwicklung von ODF, Open XML, XPS und PDF mitarbeiten.

silicon.de: Wird durch das Format Office Open XML ihre Arbeit schwieriger oder einfacher?

Schäfer: Open XML war bereits vor der Standardisierung durch ISO/IEC eine gerne von Kunden eingesetzte Lösung. So konnte zum Beispiel der Bundesanzeiger durch Open XML viel Zeit einsparen. Denn die dort eingesetzte Lösung mit Office 2007 und Open XML für die Einreichung von Pflichtangaben ist fünfmal schneller als mit Open Office und ODF. Die TGE Gas Engineering GmbH aus Bonn konnte mit einer Lösung für die Projektdokumentation auf Basis von Office Open XML die durchschnittliche Zeit für die Dokumentenformatierung von acht Minuten auf 17 Sekunden reduzieren. Viele weitere Partner und Kunden bauen auf Lösungen mit Open XML und profitieren von der Technologie. Diese Anzahl wird weiterhin wachsen.

silicon.de: Frau Schäfer, wir danken für das Gespräch.