“Das Internet verändert sich radikal”

Ken Silva, VeriSign Chief Technical Officer, spricht über die steigenden Anforderungen an die Internet-Infrastruktur und das Open-Source-Projekt ‘Unbound’.

VeriSign wurde 1995 gegründet und hat weltweit derzeit 4000 Mitarbeiter. Das Unternehmen betreibt zwei der weltweit 13 Internet-Root-Server: a.root-servers.net und j.root-servers.net. Wichtige Geschäftsbereiche sind die Verwaltung der Webadressen mit der Endung .com oder .net sowie die Sicherung von Online-Transaktionen.

silicon.de: Wie viele Domain-Name-System-Anfragen (DNS) verarbeitet VeriSign jetzt täglich?

Silva: Im Jahr 2000 waren es noch eine Milliarde DNS-Anfragen am Tag. Mittlerweile verarbeiten wir bis zu 50 Milliarden DNS-Anfragen täglich. Nach den USA kommt der meiste DNS-Datenverkehr aus Europa. Daher bauen wir unsere Kapazitäten in Europa aus und sind jetzt in Belgien, England, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Polen, Schweden und der Schweiz vertreten.

silicon.de: VeriSign hat im Februar 2007 das ‘Project Titan’ gestartet, mit dem das Unternehmen die Kapazität seiner weltweiten Internet-Infrastruktur bis zum Jahr 2010 um das Zehnfache steigern will. Warum ist das notwendig?

Silva: Weil sich das Internet derzeit radikal verändert. Das liegt daran, dass es immer Internet-fähige Geräte und Anwendungen gibt. Die Nutzung des Internet wächst besonders in den Schwellenländern explosionsartig, dort gibt es immer mehr Breitbandanschlüsse und mobile Internet-fähige Geräte.

Zurzeit kann eine Milliarde Menschen auf das Internet zugreifen. Und das Wachstum geht immer weiter. Nach unserer Prognose wird das
DNS in den kommenden drei Jahren um 40 Prozent pro Jahr wachsen.

Auf der anderen Seite ist die Kapazitätserweiterung auch eine Antwort auf die wachsende Gefahr von Hackerangriffen, zu deren Abwehr eine skalierbare Internet-Infrastruktur gebraucht wird.

silicon.de: Wie weit sind Sie mit dem Project Titan?

Silva: Gegenwärtig haben wir etwa 45 regionale Abwicklungs-Server installiert, darunter in Ägypten, Brasilien, China, Kenia und Südkorea. In der Region EMEA haben wir in zum Beispiel in Bulgarien, Österreich und Spanien Standorte aufgebaut. Um den steigenden Internet-Datenverkehr zu bewältigen, bündeln wir die Kapazitäten der Network Operations Center in den USA und in Europa.