IT-Fachkräftemangel: Kein Ende in Sicht

Die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) verlieren an Zuspruch durch die Studenten. Zwar steigt die Absolventenzahl in den Industrieländern, doch nicht stark genug. Die Spezialisierung sinkt außerdem. Die Rezepte von DB Research reichen von antizyklischer Personalpolitik bis zur Anpassung der Löhne an die Nachfrage.

Doch selbst wenn dieses Mittel ergriffen werden sollte: Die Anpassungsfähigkeit bei der Wahl des Studienfachs fördert zwar langfristig den Ausgleich, kann aber Engpässe nicht verhindern. Der Grund: Die Angebotsseite reagiert meist träger als die Nachfrage. Das heißt, es dauert durchschnittlich fünf bis sechs Jahre, bis aus Studienanfängern Absolventen werden.

Zudem gilt es, die Größenordnungen zu beachten. In Deutschland haben im Jahr 2006 rund 85.000 Absolventen in technischen oder naturwissenschaftlichen Fächern graduiert. Das entspricht etwa 4 bis 5 Prozent der Erwerbstätigen mit ähnlichem Studienhintergrund. Würde also die Nachfrage nach diesen Fachkräften um 10 Prozent ansteigen, bräuchte man mehr als doppelt so viele Absolventen eines Jahrganges, nur um den zusätzlichen Bedarf an Graduierten zu befriedigen, rechneten die Marktforscher vor.

Unterschiedliche Dynamik bei Angebot und Nachfrage verursacht aber ebenso Engpässe. Zahlreiche Branchen, die MINT-Fachkräfte intensiv einsetzen, sind stark zyklisch. In Boomphasen steigt die Nachfrage nach Personal rasant, während die Zahl der Absolventen nur verzögert steigt. Ein kurzfristiger Ausgleich ist auf diesem Wege nicht möglich. Hierfür raten die Frankfurter zum Einsatz von Frauen, älteren Arbeitnehmern und Immigranten, aber auch zum Einsatz von Absolventen anderer Studienrichtungen und zur Erzeugung einer höheren Wechselbereitschaft innerhalb einer Berufsgruppe. Ferner soll eine flexible Arbeitszeitpolitik für die Unternehmen mehr Freiraum bringen, um Personal nach eigenem Bedarf aufzustocken und zu reduzieren, ohne durch Neueinstellungen und Entlassungen Zeit zu verlieren.

Damit das funktioniert, fordern die Marktforscher aber Löhne und Arbeitsbedingungen, die den tatsächlichen Knappheiten entsprechen. Ohne die richtigen Anreize ist es schwierig, zusätzliche Fachkräfte zu gewinnen. Dadurch wächst aber auch der Abstand zwischen gefragten und weniger gefragten Qualifikationen, geben die Marktforscher zu bedenken.